Facebook failed on US. Die Befragung von Mark Zuckerberg vor dem US-Senat (10.4) und vor dem US-Kongress (11.4) zur Aufarbeitung des Datenskandals um Cambridge Analytica zeigt drei Dinge.
- Politisch muss Zuckerberg nichts fürchten in den USA – wegen China.
- Inhaltlich sind Zuckerberg seine Nutzer auf der Plattform egal – obwohl er sie auch gerne als Community bezeichnet.
- Technisch reden Politik und Zuckerberg über Dinge wie Daten, Zensur und Privacy aneinander vorbei.
Vor den Senatsausschüssen für Justiz und Handel sieht sich Zuckerberg vor allem alten Männern gegenüber, die noch wissen, dass die AOL-Diskette 30 Stunden Online-Zeit versprach. Sie wissen aber auch, dass sich Bill Gates bei ihnen erklären musste über die Tiefe der Integration von Internet Explorer in das Betriebssystem Windows. Einige der Senatoren wollen die Netzneutralität abschaffen, ohne die Zuckerberg nicht vor ihnen sitzen würde. Und nicht viele der Senatoren wissen, wie Facebook seine Nutzer zu Geld macht.
Zuckerberg übte am Wochenende für die Anhörung. Sein Team hat ihn eingestellt auf die mehr oder weniger kritischen Fragen der auch um ihre eigene Autorität und Wiederwahl besorgten Politiker aus den Bundesstaaten.Der gut sitzende Anzug und das bequeme Sitzkissen sind Teil der Inszenierung.
Der leichtfertige Umgang mit Daten ist abenteuerlich und hinterlässt Nutzer ohnmächtig. Die Fragen bleiben.
- Nutzer, die Apps nutzen, verraten Ihre Freunde, die für eine App wie die von Cambridge Analytica keine Einwilligung gegeben hätten …
- Sind gelöschte Daten wirklich gelöscht oder werden sie nur als gelöscht markiert …
- Wie kann man sich ohne Facebook-Konto gegen das Tracking durch Facebook wehren …
- … oder wie kann man sich gegen das Tracking wehren, nachdem man sich bei Facebook abgemeldet hat?
Facebook erntet Metadaten zum Beispiel über Telefonate und SMS und erklärt sich jetzt bereit, einen Teil dieser Daten nach einem Jahr zu löschen und bei Anrufen nicht mehr die Uhrzeit zu speichern.
Immer wieder heißt es, die Nutzer selbst bestimmen über ihre Daten – auch von Zuckerberg und auch in dieser Anhörung. Das stimmt aber nicht, weil die Meta-Daten und Schattenprofile und die nicht transparenten Kopien, die Tausende von Entwicklern mit ihren Apps erstellten, nicht zugänglich sind.Die App von Cambridge Analytica hatte Zugriff auf persönliche Mitteilungen [ boingboing.net ].
Doch die Senatoren diskutieren lieber über amerikanische Befindlichkeiten. Wurden die Demokraten technisch bevorzugt? Dürfen Russen die Wahl beeinflussen? Was ist Zensur? Wie funktioniert Terror? Werden auf der Plattform etwa Drogen verkauft? Europa und die Datenschutzgrundverordnung. China und Gesichterkennung.
Dazwischen gibt Zuckerberg erfrischende Anworten: We are selling ads. Wir verkaufen Anzeigen.
So sorgte die Frage von Senator Dick Durbin für einen kurzen Moment der Heiterkeit. Durbin wollte wissen, in welchem Hotel Zuckerberg die letzte Nacht verbracht hat. Das mochte Mark Zuckerberg nicht mit seiner Community teilen.
Was aber bleibt ist der Verstoß von Facebook gegen eine Unterlassungserklärung zwischen Facebook und der US-Handelsaufsicht FTC aus dem Jahr 2011. Pro Einzelfall drohen bis zu 40.000 US-Dollar Strafe.
Insgesamt sollen bis zu 87 Millionen Nutzer betroffen sein. Diese Strafe werden Gerichte festlegen, denn niemand zahlt so viel Geld (3,5 Billionen) freiwillig. Bis dahin möchte Facebook gerne reguliert werden. Das sagt auch Zuckerberg. Der Grund dafür ist ganz einfach: Mit einer noch zu formulierenden Regulierung gewinnt Facebook erst einmal Zeit und dann wird Facebook aus seiner Verantwortung für sein Geschäftsmodell und für seine Community entlassen. Perfekt. #datenleckmichamarsch.
[ Bilder aus dem Internet ]