#twittwoch im Netz von Cambridge Analytica. Facebook wird gerade von einer Datenaffäre um die Firma Cambridge Analytica erschüttert. Die Geschichte an sich ist nicht neu. Bereits am Tag es Wahlsieges wurde bekannt, dass Wahlkampf-Stratege Steve Bannon im Hintergrund bei Cambridge Analytica die Fäden gezogen haben soll, um den Ausgang der US-Präsidentenwahl in seinem Sinne zu beeinflussen. So richtig glauben wollte man es nicht, aber der CEO Alexander Nix brüstete sich mit dem Wahlsieg:
Wir sind begeistert, dass unser revolutionärer Ansatz der datengetriebenen Kommunikation einen derart grundlegenden Beitrag zum Sieg für Donald Trump leistet.
[ Alexander Nix, Cambridge Analytica (1) ]
Der Psychologe Michal Kosinski hatte eine Methode entwickelt, um Menschen anhand ihres Verhaltens auf Facebook minutiös zu analysieren: Facebook, Psychologie, Big Data, Manipulation und Sieg.
Jetzt wird bekannt wie groß der Datenschatz war, den Cambridge Analytica bei Facebook und mit Hilfe von Facebook hat ansammeln können. Wie konnte das passieren? Das stand in der Zeitung, und zwar zeitgleich am 17. März:
- The Guardian: Revealed: 50 million Facebook profiles harvested for Cambridge Analytica in major data breach
- New York Times: How Trump Consultants exploited the Facebook data of millions
Christopher Wylie, der bis 2014 bei Cambridge Analytica gearbeitet hat, packt aus. Über die Firma Global Science Research (GSR) von Aleksandr Kogan – mit Forschungsauftrag in Cambridge und St. Petersburg – gelangte Cambridge Analytica an die Datensätze. Profile von 50 Millionen US-Amerikanern wurden kopiert. Facebook bemerkte es, aber lies Aleksandr Kogan, der sich zwischenzeitlich auch mal Dr. Spectre nannte, im Dienste der Wissenschaft gewähren.
Thisisyourdigitallife hieß die App. Es war eine Art Psychotest. Die Nutzer der App gaben Kogan die Einwilligung, auf Informationen wie Wohnort und verteilte Likes zuzugreifen.
Die Daten gab Facebook über die Plattform-API heraus. Bei Profilen, die vor 2011 angelegt wurden, konnte gleichzeitig die Daten aller Facebook-Freunde und deren Freunde kopiert werden. Das liegt an kaputten Privatsphären-Einstellungen bei Facebook.
Trotzdem sieht sich Facebook als Opfer von Partnern, den man eigentlich vertraut habe. Nach Bekanntwerden des Skandals gab der Kurs der Facebook-Aktie am Montag um sieben Prozent nach, was rund 35 Milliarden Dollar Börsenwert vernichtete. Am Dienstag sackte er erneut um 2,6 Prozent ab. Damit schnitt die Aktie so schlecht ab wie seit zwei Jahren nicht mehr. Obwohl das Unternehmen erklärt, selbst betrogen worden zu sein, reichten Aktionäre wegen des dramatischen Kurseinbruchs Klage ein.
Facebook war über die bevorstehende Veröffentlichung informiert worden[ fb.com ]:
- 16. März: We are suspending Strategic Communication Laboratories (SCL), including their political data analytics firm, Cambridge Analytica, from Facebook.
- 17. März: The claim that this is a data breach is completely false. Aleksandr Kogan requested and gained access to information from users who chose to sign up to his app, and everyone involved gave their consent.
Inzwischen fühlte sich auch Aleksandr Kogan benutzt und bezeichnet sich als Sündenbock [ thenational.ae ].
Doch zuvor muss ich feststellen, Facebook kann keine Kommunikation. Krisenkommunikation schon gar nicht. Der Nutzer gab seine Einwilligung zur Teilnahme an einer windigen, spaßigen oder populär-wissenschaftlichen Studie, aber im Moment der Erwartung eines persönlichen Ergebnisses sicherlich nicht die Freigabe im Namen der eigenen Facebook-Feunde auf deren Likes und Verbindungen zu anderen Menschen und deren Likes.
300.000 Teilnehmer offenbarten bis zu 60 Millionen Profile. Über die Tiefe der Daten wurde noch gar nicht gesprochen – schon gar nicht von Facebook. Mehr als das übliche Bullshit-Bingo passiv-aggressiver Floskeln wie zum Beispiel responsibility to protect your data oder working to understand exactly what happened and how to make sure this doesn’t happen again oder there’s more to do, and we need to step up and do it. Verantwortung, daran zu arbeiten, besser zu verstehen, was überhaupt passiert ist.
I started Facebook, and at the end of the day I’m responsible for what happens on our platform. I’m serious about doing what it takes to protect our community. While this specific issue involving Cambridge Analytica should no longer happen with new apps today, that doesn’t change what happened in the past. We will learn from this experience to secure our platform further and make our community safer for everyone going forward.
[ Mark Zuckerberg ].
Es gibt noch viel zu tun, packen wir es an. Es wird noch eine Weile dauern, bis alles besser wird, spricht es aus dem Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Schlaff und weichgespült.
Dabei geht der Spaß erst noch los.
Kommentare sind geschlossen.