JuliensBlog #21 – GDL (Bahnstreik). Ein YouTube-Star möchte Zug fahren und die streikenden Lokführer nach Auschwitz bringen. Denn es waren Lokführer, die zuvor Juden zum Vernichtungslager gebracht haben, so die Darstellung. Lokführer als Täter und Opfer, Opfer und Täter in vertauschten Rollen. Schwarzer, deutscher Humor schickt Lokführer ins Gas und verharmlost den Holocaust:
Vergasen sollte man diese Mistviecher. Wisst ihr noch wie die Juden mit Zügen nach Auschwitz transportiert wurden. Man sollte die Zugführer dahin bringen. Ich fahr auch den Zug und zwar umsonst. Und werde nicht einmal streiken.
[ Video: JuliensBlog #21 – GDL (Bahnstreik) ab 3:54 ]
Wer das Video nicht noch mit einem View belohnen möchte, liest bei buzzfeed.com die Zusammenfassung der Schimpftiraden. Google will das Video nicht löschen, schreiben deutsche Zeitungen wie morgenpost.de und spiegel.de.
Dabei arbeitet politik-digital.de heraus, wie schwierig der Umgang mit Hass und Gewalt für soziale Netzwerke ist. Gemessen an den eigenen Richtlinien müsste Google das Video vom Netz nehmen. Machen Sie aber nicht, weil die Analyse der sozialen Interaktion mit diesem Stück Inhalt für Google einen Wert hat.
Jonas Jansen sieht bei medium.com den Kanal-Betreiber Julien sehr wohl in der Verantwortung: „Natürlich meinst du das so. Du hast genug Übung darin und Ahnung, was geklickt wird.“
Für Christoph Kappes ist Julien eine Frage der Unternehmensethik, und zwar der Ethik von Google. Denn – starker Satz:
Julien interessieren weder Lokführer noch alle anderen Beteiligten, er ist seine eigene Marionette, die er zum Geldverdienen spielt. [ christophkappes.de ]
Natürlich ist es schwierig, über Provokation und Satire zu urteilen und Meinungsfreiheit auszurufen. Wenn aber die Meinung nur noch vorgeschoben ist, um Klicks und Reichweite zu erheischen und dem Google-Algorithmus ein Schnippchen zu schlagen, dann muss ich sagen, Julien Sewerin – so sein voller Name – sitzt im falschen Zug – nicht nur, weil der Bahnstreik heute (21.5) endet.
Und um abschließend auch einmal eine Portion von dem schwarzen Humor auszuteilen: Das kann kein Zufall sein, dass in Auschwitz so viele Juden umgebracht wurden, wie der YouTube-Kanal JuliensBlog Abonnenten hat. So ein Kanal gehört geschlossen.