Der Vertreter von Facebook, Stretch, räumte dabei ein, dass das Online-Netzwerk im Nachhinein hätte mehr tun müssen. Aus Russland stammende Facebook-Beiträge zur Beeinflussung der US-Politik sind dem Unternehmen zufolge weitaus zahlreicher als bislang angenommen. Stretch versprach Konten zu löschen, die mit falschem Namen angemeldet worden seien.
[ ndr.de ]
Facebook spielt stets zunächst den Unschuldigen, dann wird eine Sache kleingeredet, dann nicht mehr und dann wird ein möglicher Einfluß zugegeben, aber in seiner Wirkung zugleich wieder in Frage gestellt.
Mindestens 126 Millionen Nutzer könnten politisch beeinflußende Werbung gesehen haben, aber man könne bei Facebook nicht sagen, welche Wirkung die Werbung, für die Facebook bezahlt wurde, erzielt haben könnte [ cnn.com ].
126 Millionen. Das ist etwa die Hälfte der US-Wahlberechtigten. Jeder zweite hatte Kontakt mit Fake News und Schindlundereien der Internet Research Agency aus St. Petersburg. Facebook lebt wie kein anderes Unternehmen von Werbung und dürfte kaum behaupten, Werbung bei Facebook sei ein vergebliches Werben um Aufmerksamkeit.
126 Millionen. Und noch einmal 120.000 Werbemittel, die bei Instagram an rund 20 Millionen Nutzer ausgespielt wurden. Das macht insgesamt rund 146 Millionen Nutzer, die von Facebook mit manipulativen Inhalten im US-Wahlkampf beliefert wurden.
Wirtschaftlich läuft es nämlich gut bei Facebook.
Facebook übertraf auch im dritten Quartal die Erwartungen und steigert seinen Gewinn um 79 Prozent, und zwar auf 4,7 Milliarden US-Dollar. Damit setzt sich das Unternehmen aus Menlo Park in Kalifornien, zu dem auch Instagram und WhatsApp Messenger gehören, von seinem Konkurrenten Google ab. Dessen Mutterkonzern Alphabet fuhr von Juli bis September zwar mit 6,7 Milliarden US-Dollar einen höheren Gewinn ein, kam aber nur auf einen Zuwachs von 33 Prozent [ ard.de/aktien ].
Allerdings werden die Gewinne bei Facebook nicht mehr so kräftig sprudeln, denn das Unternehmen muss in Sicherheit und Mitarbeiter investieren. So soll die Zahl der Mitarbeiter, die sich bei Facebook mit dem Thema Sicherheit beschäftigen, auf 20.000 verdoppelt werden. Im September beschäftigte das Unternehmen weltweit über alle Sparten hinweg nur rund 23.000 Menschen.
Es geht sogar so weit, dass zu Demonstrationen und Gegen-Demonstrationen von angeblich unterschiedlichen Seiten aber mit demselben Geldgeber aufgerufen wurde.
Die Werbemittel
Besonders erfolgreich war eine Anzeige mit dem erfundenen Absender Blacktivist. Darin wurden Afroamerikaner angestachelt, sich mit Gewalt gegen die Vorherrschaft der Weißen zu wehren.
Zugleich sammelte die Seite South United besonders treue Südstaatler ein, die sich zur Wehr setzen wollen.
Oder Don’t Shoot fordert Polizisten auf, nicht auf Afroamerikaner zu schießen.
Zugleich behauptet Being Patriotic, Aktivisten von Black Live Matters würden Polizisten aus dem Hinterhalt erschießen und regelrecht Jagd auf Uniformierte machen.
Hillary Clinton und Bernie Sanders aber auch Donald Trump werden direkt angegriffen. Immer mit dem Ziel, die US-Bürger zu spalten, ein Klima der Verunsicherung zu schaffen und letztlich Hillary Clinton zu verhindern [ nytimes.com ].
Im Kleingedruckten räumt Facebook bei der Präsentation der Quartalsbilanz ein, dass etwa zehn Prozent oder 207 Millionen Nuzter doppelt registriert seien. Zuvor ging Facebook von sechs Prozent aus – dahinter stehen auch Identitätsdiebstahl oder einfache Schusseligkeit der Anwender, weil man seine E-Mail-Adresse vergessen hat oder keinen Zugriff mehr auf ein E-Mail-Konto hat.
Bei 60 Millionen Nutzern geht Facebook jetzt von Fake Accounts aus, aber genau weiß man es nicht [ businessinsider.com ].
Eine einfache Lösung wird es nicht geben. Politisch kommen noch die Verbindungen im Wahlkampf-Team von Trump nach Russland hinzu. Gibt es eine direkte Verbindungen zu den russischen Hackern, die sich in den US-Wahlkampf eingeschaltet haben?
Falsches Reporting, keinen Überblick und eine PR-Strategie, die jegliche Verantwortung von sich weist. Das unschuldige Facebook möchte an die Hand genommen werden. Das Social Network bettelt geradezu nach Regulierung und Erlösung.
[ Mit Material von tagesschau.de und recode.net sowie den Protokollen der Senats-Anhörung: Extremist Content and Russian Disinformation Online ]