Trumpland. In seiner ersten Pressekonferenz (11.1) seit seiner Wahl und gut eine Woche vor der feierlichen Vereidigung zum 45. Präsidenten der USA (20.1) gibt Donald Trump einen Idee davon ab, wie man sich seine Regierungsarbeit vorzustellen hat: Er ist der Boss. Dünnhäutig, gereizt und auf Angriff.
Trump wird regieren wie er twittert. In Großbuchstaben. Mit Ausrufezeichen!
Am Vorabend zu seiner Pressekonferenz tauchte ausgerechnet auf dem Katzenbilder-Portal von BuzzFeed ein Verweis zu einem als vertraulich eingestuftem Dokument auf. Darin wird beschrieben, dass Trump in Moskau vom FSB überwacht wurde. Es soll Ton und Video-Ausnahmen geben, wie Prostituierte in der Präsidenten Suite im Ritz Carlton Hotel in Moskau besondere sexuelle Praktiken ausgeübt haben [ buzzfeed.com, documentcloud.org ].
Das Dokument ist nicht bestätigt und enthält Fehler und Widersprüche – trotzdem erfolgt die Veröffentlichung, weil zuvor bei CNN auf dieses Dokument Bezug genommen wird. US-Geheimdienste hätten Trump informiert, dass ihnen bekannt ist, der russische Geheimdienst könnte über Materialien verfügen, die Trump erpressbar machen. Anwesende waren laut CNN die Herren James Clapper (Director of National Intelligence), FBI Director James Comey, CIA Director John Brennan und NSA Director Admiral Mike Rogers [ cnn.com ].
Im Vorfeld zur Pressekonferenz nennt Trump die Veröffentlichungen eine Hexenjagd in Großbuchstaben:
FAKE NEWS – A TOTAL POLITICAL WITCH HUNT!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) January 11, 2017
Dann greift er die Geheimdienste an:
Intelligence agencies should never have allowed this fake news to "leak" into the public. One last shot at me.Are we living in Nazi Germany?
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) January 11, 2017
Nazi-Deutschland. Inhaltlich gibt es sogar eine Einlassung bei der Pressekonferenz. Trump ist sich bewußt, dass er beobachtet werde. Überall gibt es vielleicht Kameras. Nicht nur in Russland, aber da sicher auch ( Be very careful, because in your hotel rooms and no matter where you go, you’re gonna probably have cameras. ).
Der Bericht könnte als wahr sein, weil es wahrscheinlich Kameras gibt. Aber würde sich jemand, der so schlau wie Trump ist, wissentlich vor versteckten Kameras die Blöße geben und sich erpressbar machen? Nein. Natürlich nicht.
Die Abwehrstrategie von Trump lautet weiter, die Geheimdienste hätten diesen Bericht, der sich als falsch und fake erweisen wird, nicht an die Öffentlichkeit gelangen lassen dürfen ( I think it was disgraceful — disgraceful that the intelligence agencies allowed any information that turned out to be so false and fake out. ).
Mal ganz ehrlich ist es doch vermessen, jemanden mit urinierenden Nutten in einem Moskauer Hotel erpressen zu wollen, der sich damit brüstet, Frauen anfassen zu können wie er will und wann er will ( Grap them by the pussy. ). Das wird ihm nicht schaden. Im Gegenteil. Trump kann auf Medien als Fake News verweisen und auf den Geheimdienste zeigen und die Karte Landesverrat ausspielen ( OK, first of all, these readings as you know are confidential, classified. So, I’m not allowed to talk about what went on in a meeting. ).
Die Macht-Position ist ganz klar auf seiner Seite. Aber wie sieht es mit der Gestaltungs-Position aus? Trump bleibt vage:
- Hacking? Die Russen waren es. Oder andere. Auch andere.
- Geschäfte in Russland? Könnte ich machen, möchte ich aber nicht.
- Steuererklärung? Ich bin gewählt. Jetzt muss ich die nicht mehr veröffentlichen.
- Obamacare (ACA) ? Zu teuer. Wird ersetzt durch was Besseres. Das läuft schon.
- Mauer nach Mexiko? Kommt. Mexiko zahlt. Später.
- Trump Brand? Das machen die Söhne. Wenn sie es schlecht machen, werden sie gefeuert!
Und dazwischen gibt es interessante Positionen:
Medikamente sind zu teuer. Die müssen billiger werden. Das ist eigentlich eine Position der Demokraten, die immer wieder auf die Kostenexplosion zum Beispiel bei Insulin in den USA verweisen.
Militärtechnik ist zu teuer. Das muss man besser verhandelt. Trump legt sich mit den Waffenhändlern und Waffenschmieden an. In Nazi-Deutschland hätte man ihm das als Wehrkraftzersetzung ausgelegt. Doch das ist eine andere Geschichte.
Bei dem Hick-Hack um schmutzige Geschichten sollte sich 2017 wirklich niemanden mehr schockiert fühlen, wie Trump seine Sexualität auslebt ( Grab them by the Pussy. ). Dazu darf man nicht vergessen, dass Trump als Geschäftsmann, Bauunternehmer und Model-Contest-Veranstalter sicherlich mehr als eine Begegnung hatte, die moralisch nicht kompatibel zur Präsidenten-Position ist. Er durchlief halt nicht die politische Karriere, in der gefälschte Doktorarbeiten wie bei Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) oder bei Annette Schavan (CDU) oder gefälschte Lebenläufe wie bei Petra Hinz (SPD) irgendwann erkannt werden. Zudem sind Situationen rar, in denen man einen Meineid leisten muss wie zum Beispiel bei Barschel (CDU) und Engholm (SPD). Ein Angriffspunkt wären noch Parteispenden wie bei Kohl (CDU), Roland Koch (CDU, brutalsmögliche Aufklärung) und Schäuble (Geldbote).
Dennoch sollte man sich von Trump nicht verblüffen lassen. Die Lösungen sind nicht so einfach, wie er aufzeigt. Zollschranken zu Mexiko und China werden Folgen haben. Trump wird seine Interessenkonflikte nicht los. Sein Immobilien-Imperium hat Schulden bei der Deutschen Bank. Die gestoppte Dakota Access Pipeline durch Indianerland ist finanziert von der Deutschen Bank. Trumps Energieminister kommt aus der Ölwirtschaft.
Die Show wird weiter gehen. Dazu gehören auch bestellte Claqueure, die seine Pressekonferenz bejubelten und halfen, unliebsame Vertreter der Presse im Zaum zu halten [ politico.com, ( paid staffers who clapped and cheered as he blasted members of the media ) ].
.@CNN is in a total meltdown with their FAKE NEWS because their ratings are tanking since election and their credibility will soon be gone!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) January 12, 2017
Der Skandal um Trump läuft weiter, denn andere haben jetzt den Autoren des veröffentlichten Berichtes identifiziert. Dabei soll es sich handeln um Christopher Steele, ehemals Mitarbeiter des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6. Er noch seine Katze bei den Nachbarn abgegeben und gesagt, er sei für ein paar Tage weg. Jetzt ist er abgetaucht [ wsj.com ].
Im Nachgang warnt der israelische Geheimdienst vor zu enger Zusammenarbeit mit dem Israel-Freund Trump. Denn wer weiss, ob nicht etwa strategische Details der vergangenen 15 Jahre an Russland – und den Iran – veruntreut werden könnten [ ynetnews.com ].
Im Nachhinein betrachtet hätte sich Buzzfeed besser auf die Veröffentlichung vorbereiten sollen. Denn sich mit Grumpy Trump anzulegen ( As far as Buzzfeed, which is a failing pile of garbage, writing it, I think they’re going to suffer the consequences. They already are. ), ist was anderes, als Grumpy Cat und andere Katzenbilder aus dem Internet zusammenzutragen.
[ Video in voller Länge: youtu.be/UV27p_IGSAU ]