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Trickfilm-Festival

Treff der Trickreichen Nahkampferfahrung war hie und da vonnöten, um bei dem Festival – nach dem von Annecy in Frankreich das zweitgrößte in Europa – noch Sitzplätze zu ergatten. Dieser Ansturm ist Ausdruck für einen Trend. Die digitale Technik ermöglicht es, Animationsfilme deutlich schneller, preiswerter und technisch brillanter denn je zu produzieren. Im Web boomen Flash-Anwendungen, die dem Genre ein neues, cooles Image verleihen. Animationsfilme wie zum Beispiel "Ice Age", "Chicken Run", "Die Monster AG" oder der Oscar-Preisträger "Shrek" lassen die Kinokassen klingeln, selbst auf der ach so anspruchsvollen Berlinale gab’s zur allgemeinen Verblüffung einen Goldenen Bären für einen Animationsfilm, nämlich "Spirited Away" des japanischen Regisseurs Hayao Miyazaki.

Diesem Boom entsprach die Zahl der Besucher ebenso wie die der Beiträge: Aus mehr als 40 Ländern kamen 1000 Einreichungen, 425 Animationsfilme landeten im Programm. Preisgelder in Höhe von insgesamt 54 500 Euro wurden vergeben, allein sechs Preise verschiedener großzügiger Stifter beim Internationalen Wettbewerb. Des Weiteren kamen hinzu: die Publikumsauszeichnung für den besten Animationslangfilm, der Studenten-Contest mit Beiträgen von vierzig Hochschulen aus aller Welt sowie der Wettbewerb Tricks for Kids.

Außerdem gab es ein umfangreiches Rahmenprogramm, mit Präsentationen etwa vom Hamburger Studio Hahn, das für Super RTL die Animationsserie "Arabian Nights" produzierte, oder dem berühmtem Trickfilmstudio Folimage aus Valence, Frankreich. Es präsentierten sich Hochschulen aus London, Moskau, Prag und Potsdam-Babelsberg. Podiumsgespräche über Themen wie die Entwicklung des europäischen Kinotrickfilms fanden ebenso statt wie diverse Workshops an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Deren neu gegründetes Institut für Animation, Visual Effects und digitale Postproduktion stellte der Leiter der Akademie, Thomas Haegele, in Stuttgart vor.

Die Computertechnik hat den Trickfilm erobert, auch wenn’s nicht immer ins Auge fällt. Unterschiede zwischen analog und digital seien oft schwer zu erkennen, erklärt Ulrich Wegenast, bei dem Festival für die Programmberatung verantwortlich. "Selbst was nach klassischem Zeichentrick aussieht, ist meist zumindest digital koloriert. Bei 95 Prozent der Filme kommt digitale Technik spätestens in der Postproduktion zum Einsatz, oft schon früher. Sicher, manche wollen sich bewusst davon absetzen, wie Richard Reeves, der direkt auf das Filmmaterial zeichnet. Aber der Arbeitsalltag ist digital."

Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich das Studio Jangled Nerves, eine der Firmen, die Interessenten auf einer Bustour durch die Stuttgarter Studioszene ansehen konnten. Teils in Zusammenarbeit mit dem freien Trickregisseur Jürgen Haas entstehen dort Animationsfilme mit Puppen oder Knetfiguren sowie Objekt-, Lege- und Zeichentrickfilme, aber gleichfalls 2-D- oder 3-D-Computeranimationen – oder Kombinationen aus beidem.

"Jeder kann heutzutage die verfügbare Animationssoftware nutzen", erzählt Jangled-Nerves-Geschäftsführer Thomas Hundt. "Doch wenn man die Ergebnisse mit dem Auge des Filmers anschaut, lässt die Animation oft zu wünschen übrig und es hapert beim Geschichtenerzählen." Ihn freute umso mehr, dass in Stuttgart beim Flash-Screening viele Gestalter waren, die bisher analog arbeiteten und dort ihre erste digitale Animation vorstellten. So finde das Know-how und Qualitätsbewusstsein der klassischen Trickfilmer Eingang in die durch die digitale Technik verjüngte Animationsszene.

Weitere Infos zu Programm, Wettbewerbsgewinnern und so fort finden Sie unter www.itfs.de – oder schauen Sie doch mal unter www.fmx.de nach. Das ist die Website von fmx/02, dem Kongress für digitale Medienproduktion, der vom 23. bis zum 26. Mai in Stuttgart stattfindet.

Weiterführende Informationen
www.itfs.de
www.fmx.de

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