Schon abgedreht wie 51 Drehbuchautoren das mit dem Leistungsschutz verstehen. Aber die Unterstellung, Digital-Natives seien keine Urheber ist schon frech:
Mal davon abgesehen, dass die selbsternannten Digital Natives (auch) über diesen Punkt nie direkt mit den betroffenen Urhebern gesprochen haben, sie haben überhaupt nicht verstehen oder begreifen wollen, dass bis auf Maler und Bildende Künstler diese Trennung in Ur-heber und „böse“ Verwerter überhaupt keinen Sinn macht, ja unmöglich ist: Filme, Musikproduktionen, web- und Werbekampagnen, Architektur- und Designprodukte werden überhaupt erst realisiert, wenn die künstlerischen Ideen der Urheber mit Kapital und Vermarktungsknowhow zusammenkommen.
[ drehbuchautoren.de ]
An diesem Punkt setzt die Entgegnung des CCC an:
Bevor wir aber unnötig gleich zu Beginn Schubladen öffnen: Auch wir sind Urheber, sogar Berufsurheber, um genau zu sein. Wir sind Programmierer, Hacker, Gestalter, Musiker, Autoren von Büchern und Artikeln, bringen gar eigene Zeitungen, Blogs und Podcasts heraus. Wir sprechen also nicht nur mit Urhebern, wir sind selber welche.
[ ccc.de ]
Um mit diesem Schwung auszuteilen:
Gerade Ihr als Tatort-Autoren, deren Brötchen zum großen Teil über die Rundfunkgebühren bezahlt werden, solltet wissen, wie sich eine Kulturflatrate anfühlt. Hier hungern Urheber nicht. Aber gerade diese Verwertungsgesellschaft, die Eure Tatort-Drehbücher entlohnt, ist das beste Beispiel, wie sich ein verselbständigter Wasserkopf mehr und mehr der eigentlich Euch zustehenden Anteile am ausgestrahlten Werk einverleibt. Hand hoch, wieviele von Euch sind festangestellt? Wieviele wurden in den letzten Jahren durch Vertragsveränderungen bei den Landesmedienanstalten auch noch der Zweitverwertungsrechte im Netz beraubt? Na, und wie fühlt sich der Blick in Eure Buy-Out-Verträge an, wenn Ihr ehrlich seid? Stockholmsyndrom?
[ ccc.de ]
Was noch mehr Urheberrecht und Leistungsschutz für das Öffentlich-rechtliche TV bedeuten können, schildert Dietrich Brüggemann in seinem Blog:
Was beim Filmemachen aber immer wieder wahnsinnig nervt, ist das Copyright, das auf jedem Furz drauf ist. Ständig muß man virtuelle Zeitungen, Zigaretten- und Biermarken erfinden (okay, das liegt eher an der Angst der deutschen Sender vor Product-Placement-Vorwürfen), Klingeltöne sind vermintes Gelände, jedes Bild, das irgendwo an der Wand hängt, ist ein potentielles Problem, man darf nicht „Happy Birthday“ singen, das Radio muß um Gottes Willen aus sein. Ich habe insgesamt schon den Eindruck, daß die Alltagswelt, in der wir leben und die wir ja im Film verdammtnochmal zeigen wollen, immer mehr aus urheberrechtlich geschützten Dingen besteht.
[ d-trick.de/blog ]
Mir tun die Tatort-Autoren ein bisschen leid. Sie wirken unbeholfen wie vorgeschoben. Allein die Annahme ist irrig, der Samstag-Abend bei Wetten dass…? oder der Sonntag-Abend in der ARD habe noch irgendeine gesellschaftliche Relevanz: Fernsehen ist toter Fisch. Verwertungsrechte macht ihn nicht wieder lebendig.
Update 4.4. Eine weitere Wortmeldung kommt von der Piraten-Partei: Offener Brief der Tatort-Autoren ist keine konstruktive Diskussionsgrundlage:
»Die Verfasser werfen allen Adressaten vor, »eine Lüge zu leben«, bedienen sich des Totschlagarguments des so genannten »geistigen Eigentums« und bagatellisieren die Freiheitseinschränkungen, die mit den neuen Maßnahmen zur Durchsetzung des Urheberrechts einhergehen«, kritisiert Popp weiter. »Eine konstruktive Debatte ist gut, aber das heißt vor allem eins: ACTA, SOPA, IPRED, HADOPI und die ganzen anderen schrecklichen Gesetzesideen müssen vom Tisch.«