Spezialfahrzeug Survivor R. Nicht ganz unumstritten ist die Militarisierung der Polizei. Zum Beispiel in Sachsen. Dort wurde jetzt das erste von zwei Spezialfahrzeugen namens Survivor R für das Spezialeinsatzkommando
Sachsen
– kurz: SekS – übergeben.
The Survivor R […] is the perfect answer for robust law enforcement operations.
[ Rheinmetall Defence ]
Im Inneren sind die Sitze im Panzerwagen mit einer liebevollen und identitätsstiftenden Stickerei verziert. Ein Logo mit Lorbeerkranz und der Schriftzug „Spezialeinsatzkommando“ darüber und „Sachsen“ darunter sind jeweils in Frakturschrift eingestickt. Das Logo werde bereits seit 1991 benutzt.
Die Fraktur – auch Deutsche Schrift – genannt ist die Schrift des Dritten Reiches. In der Verwendung ein Indiz für rechte Attitüde zu sehen, ist ein leichtes. Denn die Schrift entspricht nicht dem Markenhandbuch und dem offiziellen öffentlichen Erscheinungsbild der Polizei.
Allerdings bezeichnet Hitler die Frakturschrift etwa 1934 als „rückwärtig“ und verhinderte durch die Forderung nach modernen Lettern ihre flächendeckende Einführung. Die Fraktur wurde weiter verwendet. Etwa vom Medium der Nationalsozialisten, dem Völkischen Beobachter.
Von etwa 1937 an wurde dann jüdischen Zeitungen verboten, die deutsche Schrift zu verwenden.
Im Januar 1941 erging dann der Erlass des Führers, die Fraktur künftig nicht mehr als deutsche Schrift zu bezeichnen, weil sie aus Judenlettern bestünde. Vorzuziehen sind Antiqua-Schriften als Normal-Schrift. Die Umstellung sollte jedoch nicht sofort, sondern nach-und-nach und sobald möglich erfolgen. Das Verbot der Frakturschriften dient vor allem der Lesbarkeit von deutschen Befehlen in den besetzten Gebieten.
Bleibt festzuhalten, es gibt einen Bruch der Nationalsozialisten mit der gebrochenen Fraktur. Das Verbot jedoch der Schwabacher Judenlettern bestand nur nur Juden.
Insofern ist die Verwendung einer Fraktur-Schrift im Dienstgerät der Exekutive sehr wohl – wie der Führer sagen würde: rückwärtig und völkisch und – wahrscheinlich auch vollkommen normal für den Freistaat Sachsen, in dem der Verfassungsschutz und seine Freunde über mehr als zwei Jahrzehnte das terroristische Netzwerk des NSU unterstützen.
Liebevoll schrieb sek-einsatz.de – inzwischen umformuliert.
Identitätsstiftend sagt das sächsische Landeskriminalamt.
Und dann muss man sich fragen, in welchen Krieg gegen den Terror die Sächsische Spezialeinheit (SS) mit ihrem schweren Gerät mitsamt Zierrat ziehen möchte?
Das ist nicht lustig. Trotzdem oder gerade deshalb gibt es zum Ende einen Fun-Fakt: Survivor R wiegt 17 Tonnen. Sein 340 PS-Motor entwickelt ein Drehmoment von 1.250 Nm und erfüllt die aktuelle Euro-6-Abgasnorm.
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Die sächsische Polizei möchte den in Teilen der Öffentlichkeit wahrgenommenen Kontext unter allen Umständen korrigieren. Die bestellten Stickereien in Frakturschrift mit Lorbeerkranz in der Ästhetik des Nationalsozialismus auf den Sitzen des Polizei-Panzers aus der Kriegswaffenschmiede von Rheinmetall sollen jetzt entfernt werden [ tagesschau.de ].
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Januar 2018: Als Antworten auf eine Anfrage im sächsischen Landtag:
* Das Landeskriminalamt beauftragte die Sitzbestickung …
* Der Einzelpreis beträgt ca. 1,5 Millionen Euro …
kleineanfragen.de/sachsen/6/11568
[ rheinmetall-defence.com, mdr.de, Twitter: Andreas Raabe, Foto: LVZ/Knofe, Bild: mdr ]