Erneut setzt Apple ein Rekordquartal drauf: Im Zeitraum von Januar bis März 2010 hat der Hersteller gegenüber dem Vergleichszeitraum im Jahr 2009 Umsatz und Gewinn steigern können. Vor allem das iPhone ragt aus der Bilanz heraus, erstmals seit der Einführung 2007 schlägt es zwischen Januar und März die Verkaufszahlen des traditionell üppigen Weihnachtsquartals. Wir werfen einen Blick hinter die Zahlen. Am 20. April um 23 Uhr haben Apple-CFO Peter Oppenheimer und COO Tim Cook die Finanzergebnisse präsentiert. Stimmungsvoll eingeläutet wurde die Verkündung der Quartalszahlen durch klassische Musik, die Qualität der Telefonkonferenz im Anschluss hatte etwas von einer Radioübertragung am Röhrenradio.
Auch diesmal hat Apple die eigenen Erwartung übertroffen. Der Hersteller aus Cupertino hatte einen Umsatz zwischen 11 und 11,4 Milliarden Dollar und einen Gewinn zwischen 2,06 und 2,18 Dollar pro Aktie angepeilt. Vorweisen kann man nun einen Umsatz von 13,5 Milliarden US-Dollar und einen Gewinn von 3,07 Milliarden Dollar, das entspricht 3,33 Dollar pro Aktie. „Wir sind begeistert, dass wir das beste Quartalsergebnis außerhalb des Weihnachtsgeschäfts präsentieren können, mit einer Umsatzsteigerung von 49 Prozent und einem Gewinnzuwachs von 90 Prozent,“ erklärt Apple-CEO Steve Jobs. Einmal mehr sorgen vor allem die guten Verkaufszahlen beim iPhone für das gute Gesamtergebnis, aber auch bei den Mac-Verkäufen kann Apple zulegen. Lediglich die iPod-Zahlen sind im Vergleich zu Q2/2009 leicht rückläufig.
Erneut 33 Prozent mehr Macs
Kauften noch im letzten Jahr weniger Kunden im Zeitraum von Januar bis März einen Mac als in den Monaten zuvor, so sieht die Lage in diesem Jahr deutlich besser aus. 33 Prozent mehr Mac-Rechner fanden einen neuen Besitzer, das sind 3,362 Millionen Geräte. Vor allem in Asien ist die Nachfrage nach Computern aus Cupertino gestiegen – um 67 Prozent, hinzu kommen noch 18 Prozent in Japan. Mit einer Steigerung von 37 Prozent ist Europa der zweitwichtigste Markt für Macs.
Der Zuwachs bei den Desktop-Rechnern übertrifft den der mobilen Macs um 12 Prozentpunkte. Dies ist sicherlich auch dem Umstand geschuldet, dass Apple die neuen MacBook Pro-Modelle erst vor gut einer Woche präsentiert hat. Allerdings ist die Nachfrage nach den mobilen Macs nach wie vor ungebrochen, was 1,796 Millionen verkaufte Geräte beweisen. Auf diesem Sektor hat Apple um fast ein Drittel zulegen können. Bei den Desktop-Macs sind 1,147 Millionen Geräte über die Ladentheken gegangen, das entspricht einem Umsatzplus von 45 Prozent.
Verkaufsschlager iPhone: 131 Prozent Zuwachs und eine Steigerung zum Weihnachtsgeschäft
Der Run auf das iPhone ist ungebrochen und das Handy der Star im Apple-Portfolio. Seit dem Jahr 2007 hat Apple in keinem Quartal mehr iPhones an den Mann gebracht als im gerade abgelaufenen. Mit 8,752 Millionen Geräten übertrifft der Hersteller sogar das vorangegangene Weihnachtsgeschäft. Im direkten Vergleich mit dem zweiten Quartal 2009 wird der Zulauf noch deutlicher: 131 Prozent beträgt der Zuwachs.
Apple bestätigt, dass die Verkäufe in Ländern mit mehreren Anbietern gestiegen sind. „Wir denken eingehend darüber nach und entscheiden dann, was für unsere Interessen am besten ist,“ erklärt Tim Cook. Der Hersteller werde nicht in allen Ländern, in denen das iPhone erhältlich ist, auf mehrere Anbieter setzen. Derzeit unterhält er exklusive Partnerschaften vor allem in den USA, Deutschland und Spanien – diese drei seien die wichtigsten.
Angesprochen auf die Set-top-Box AppleTV erklärt Cook, dass man 34 Prozent mehr Geräte verkauft habe. Allerdings ist die absolute Zahl so gering, dass sie in der Bilanz keine Erwähnung findet. AppleTV sei immer noch ein Hobby-Projekt.
iPod – Verharren auf hohem Niveau
Ein sicheres Zeichen dafür, dass man im iPod-Segment die Spitze bereits erreicht hat, ist der leichte Rückgang bei den Verkaufszahlen. Einmal mehr muss der Herstelelr eine Stagnation auf diesem Markt verkünden, zumindest aber hält er mit 10.885.000 verkaufter iPods die 10-Millionen-Grenze. Der Umsatz klettert um 12 Prozent, was vor allem auf ein Mehr bei den verkauften iPod touch-Modellen zurückzuführen ist.
Auf dem US-amerikanischen Markt für MP3-Player hält Apple immer noch über 70 Prozent. Auch in Hinblick auf den iTunes Store verzeichnet der Hersteller ein Rekordergebnis: Für 1,1 Milliarden Dollar haben Kunden im iTunes Store eingekauft. Überraschend ist allerdings die Auskunft, dass man aktuell mit dem App Store keine Gewinne erwirtschafte, sondern nur kostendeckend arbeite. Im abgelaufenen Quartal verzeichnete der App Store über 4 Milliarden Downloads.
Neue Stores und Apple-Kunden
Eine eigene Welt innerhalb der Apple-Welt sind die internationalen Online- und Retail-Stores: Mehr als ein Fünftel aller Macs verkauft der Hersteller über die eigenen Shops und erzielt damit einen Umsatzzuwachs von 22 Prozent. Insgesamt haben sie im zweiten Quartal 47 Millionen Besucher an. Auch in der zweiten Hälfte des Jahres will Apple in den Ausbau seiner Retail-Shops investieren – 50 neue Apple Stores will man eröffnen, die Hälfte davon außerhalb der USA.
Von Ekstase spricht Oppenheimer in Hinblick auf die Neukunden: Annähernd die Hälfte aller verkauften Macs wurden von Anwendern gekauft, die zuvor noch niemals einen besaßen.
Das iPad: Ein Blick in die nahe Zukunft
Obwohl das iPad in den Bilanzen noch nicht auftaucht, da Apple die ersten Geräte erst Anfang April verkauft hat, war es in der anschließenden Fragerunde präsent. So hat Gene Munster die Frage gestellt, ob das iPad den Mac-Markt kanibalisieren wird. Apple hält sich diesbezüglich bedeckt und will erst einmal die nächsten Wochen und Monate abwarten. Auch auf die Frage, ob das Modell mit 3G oder doch eher das ohne UMTS-Modul nachgefragt würde, weiß Apple derzeit noch keine Antwort. Im nächsten Quartalsbericht allerdings dürften Antworten folgen.
Erneut hat Apple zum verschobenen Verkaufsstart außerhalb der USA Stellung Stellung genommen. „Es ist geradezu schockierend, wie groß die Nachfrage ist,“ erklärt Cook. Es gebe allerdings keine Produktionsprobleme und der Aufschub habe lediglich mit der enormen Nachfrage in den USA zu tun, sagt der Apple-COO.
Angesprochen auf die iPad-Margen bestätigt er, dass man eine aggressive Preispolitik betreibe, um sich auf dem Markt zu etablieren. Im direkten Vergleich zu Netbooks sieht er das Tablet-Gerät nicht als Konkurrenz, da die bestehenden Netbooks seiner Meinung nach nichts wirklich gut könnten, während das iPad vieles kann.
Ein Blick auf das dritte Quartal
Apples Ausblick auf das nächste Quartal: Der Hersteller erwartet erneut einen Umsatz in der Nähe des aktuellen. Zwischen 13 und 13,4 Milliarden soll dieser liegen, pro Aktie peilt der Hersteller einen Gewinn von 2,28 bis 2,39 US-Dollar an. Im gleichen Zeitraum 2009 hat das Unternehmen 9,7 Milliarden Dollar umgesetzt und einen Gewinn von 2,01 Dollar pro Aktie erwirtschaftet. Vor allem die neuen MacBook Pro-Modelle und das iPad sollen den Umsatz voran bringen. Mit dieser Aussicht dürften auch Aktieninhaber mehr als zufrieden sein.
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