News of the World – Special: Öl. Der Öl-Preis sinkt, denn der Öl-Markt ist kaputt. Über Jahrzehnte kannte der Öl-Preis nur eine Richtung: die nach oben. Der Grund ist klar. Öl ist eine begrenzte Ressource. Das jedenfalls sollte man meinen. Dass sich aber bei bestimmten Preisen auch aufwendigere Förderungs-Methoden lohnen könnten, beruhigte die Öl-Wirtschaft. Da jedoch auch Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, bremste das Fracking von Öl-Schiefer in den USA die Preissteigerungen.
Aber der Öl-Preis hat nicht nur wirtschaftliche Grunden, sondern auch politische. Denn der Wendepunkt im Öl-Markt wurde Ende November 2014 (27.11) beim 166. Jahrestreffen der OPEC bewußt herbeigeführt. Der durch die steigende US-Produktion und durch die schwache Weltwirtschaft fallende Ölpreis wurde durch die Beibehaltung der Fördermenge – also einem weiteren Überangebot – weiter unter Druck gesetzt. Ende November fiel der Preis für das Fass Öl ( Barrel, 159 Liter ) unter 70 US-Dollar. Inzwischen pausiert der Öl-Preis bei etwa 50 US-Dollar. Die Nordseesorte Brent kostete am Donnerstag (15.1) rund 49 Dollar.
Das derzeitige Preisniveau ist kaum noch kostendeckend – vielleicht noch in Kuwait und auf der arabischen Halbinsel. Die Saudies etwa berechnen ihren Staatshaushalt auf der Basis von 60 US-Dollar. Öl-Förderung wird zum Zusatzgeschäft, das die Scheichs in Riad jedoch dank Bar-Reserven von über 900 Milliarden-US-Dollar eine Weile auch ohne Einnahmen aushalten können.
Für Staaten wie Iran und Irak ist der Verfall des Ölpreises jedoch fatal. Doch auch Nigeria und Venezuela spüren die Folgen. Venezuela kann es sich nicht mehr erlauben, Cuba zu unterstützen. Im Iran und im Irak steigen bereits die Brotpreise. Zudem macht es der niedrige Ölpreis den islamischen Terroristen von IS schwerer sich zu finanzieren, wodurch Syrien, Irak und Saudi Arabien zusätzlich unter Druck geraten.
Einen ähnlichen Preisverfall gab es 2008, als der Preis für ein Barrel von 146 US-Dollar im Juli auf 36 US-Dollar im Dezember fiel. Ein Jahr später stand er wieder bei 80 Dollar. Doch diesmal könnte die Erholung länger dauern. Denn der Ölpreisverfall bringt die Energiebranche in Zugzwang. Für BP wird die Produktion in der Nordsee zu teuer. Norwegen schiebt Investitionen auf Eis. Und selbst die OPEC erwartet 2015 die geringste Nachfrage seit mehr als zehn Jahren.
Bild: Edward Musiak
Grafik: OPEC
Kommende Woche kümmern wird uns um den Euro. Denn die EZB wird Staatsanleihen kaufen und die Franken-Freigabe vom vergangenen Freitag (15.1) wirkt auch noch.
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