Offshore. Ein Jahr lang recherchierten SZ, WDR und NDR mit 400 Journalistenkollegen aus rund 80 Ländern unter größter Geheimhaltung über geheime Offshore-Geschäfte von Hunderten Politikern und Prominenten in den sogenannten Panama Papers. Dabei handelt es sich um eine Datensammlung aus der Kanzlei Mossack Fonseca, die weltweit Briefkastenfirmen verkauft, mit denen sich Geldgeschäfte, Vermögenswerte und Interessen verschleiern lassen.
Die Geldgier der Superreichen, die Steuern hinterziehen, verbindet sich mit der Gewissenlosigkeit im Banken- und Finanzsektor. Beides zerstört das Vertrauen in den Rechtsstaat. Diese Betrüger sind die wahren Asozialen. Wer die Leistungsbereitschaft in einer sozialen Marktwirtschaft erhalten will, muss diese organisierte Kriminalität von Banken und Finanzjongleuren mit allen Mitteln bekämpfen.
[ Sigmar Gabriel ]
Die Daten geben einen seltenen Einblick in eine Welt, die eigentlich nur im Verborgenen existieren kann. Sie belegen, wie eine globale Industrie, angeführt von großen Banken, Anwaltskanzleien und Vermögensverwaltern, die Besitztümer von Politikern, Fifa-Funktionären, Betrügern und Drogenschmugglern, aber auch von Milliardären, Prominenten und Sport-Stars in aller Verschwiegenheit verwaltet, so die sz.de.
Es gibt Daten von 240.000 Firmen bis in die 1970er-Jahre zurück. Wahrscheinlich wird sich jeder Skandal der jüngsten Zeit mit den Panama-Papieren in Verbindung bringen lassen. In einer ersten Welle der Veröffentlichungen stürzen sich viele Medien auf Putin. Er soll seinen Freund, den Cellisten Sergej Roldugin aus Sankt Petersburg als Strohmann nutzen für offenbar viele Millionen US-Dollar.
Die Daten legen die Offshore-Geschäfte von insgesamt 140 Politikern und hohen Amtsträgern aus aller Welt offen. Insgesamt finden sich die Namen von zwölf amtierenden und ehemaligen Staats- und Regierungschefs in den Unterlagen, zum Beispiel der Premierminister von Island und Pakistan und der Präsidenten von Argentinien und der Ukraine. In den Dokumenten tauchen aber auch Spione auf, Drogenhändler und andere Kriminelle. Zudem haben zahlreiche Sportstars und Prominente Offshore-Firmen genutzt.
Zu den weiteren Kunden von „Mossack Fonseca“ gehören mindestens 33 Personen und Firmen, die auf verschiedenen Sanktionslisten stehen – weil sie Geschäfte mit Terrororganisationen wie der Hisbollah und mit mexikanischen Drogenkartellen gemacht haben oder Einfuhrverbote für den Iran oder Nordkorea umgangen haben. Eine Briefkastengesellschaft wurde allem Anschein nach dafür genutzt, Treibstoff für syrische Kampfflugzeuge zu beschaffen, mit denen Tausende Zivilisten zu Tode gebombt worden sind. Nicht alles davon ist kriminell – es gilt ja die Unschuldsvermutung – aber das meiste schon.
Im Frühjahr 1986 tat sich Mossack mit dem panamaischen Anwalt Ramón Fonseca Mora zusammen, es entstand die Kanzlei Mossack Fonseca. Bei spiegel.de bezeichnet Ramón Fonseca Mora das Datenleck als Verbrechen. Man helfe nicht bei Geldwäsche oder Steuerhinterziehung. Ein Sprecher des Kremls erklärte bereits vor den Veröffentlichungen, bei den Recherchen handele es sich um eine „Informationsattacke“ auf Russland und seinen Präsidenten.
In den Daten sollen sich auch Amerikaner und Deutsche befinden, so dass niemand mehr sicher sein kann, sich nicht rechtfertigen zu müssen. Man wird sehen, was tatsächlich passieren wird. Es handelt sich auf jeden Fall um ein Meisterstück des investigativen Journalismus.
[ Video: youtu.be/F6XnH_OnpO0, Mit Material von tagesschau.de ]
David Cameron wünscht sich Privatsphäre für seine offshore funds
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Viel Arbeit für die Zensurbehörden in China, denn die politische Führung in Peking ist offenbar betroffen
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Neuwahlen und Parlament wird aufgelöst, denn Islands Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson tritt auf Drängen seiner Partei zurück.
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Neuer Fifa-Präsident Infantino belastet durch dubiosen Deal in den Panama Papers
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Rolle der Medien unklar: US-amerikanische Interessen überwiegen
„Die USA haben die ganze Welt mit Nachdruck zur Offenlegung des Steuergeheimnisses gedrängt, die dazu durchgesetzten Vorschriften selbst aber nicht übernommen.“
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Islands Regierungschef Sigmundur David Gunnlaugsson nicht offiziell zurückgetreten. Sein Stellvertreter übernimmt die Amtsführung auf unbestimmte Zeit
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David Cameron ist un- und schuldig und eigentlich nicht mehr tragbar
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