„Palm Pre – das iPhone hat endlichen einen würdigen Herausforderer“ schreibt Christoph Dembach, Chefredakteur der DPA-Infocom in einem begeisterten Blogeintrag zum neuen Gerät. Auf dem Monitor liest sich die Liste der Funktionen dagegen trocken und nüchtern, das Display ist bei gleicher Auflösung mit 3,1 Zoll etwas kleiner als beim iPhone, MMS und eine 3 Megapixel-Kamera mit LED-Blitz hat es dem Apple-Telefon voraus. Beschleunigungs-, Annäherungs- sowie Lichtsensor, GPS, WLAN und Gestensteuerung teilt es mit dem iPhone, ein Modell mit mehr als 8 Gigabyte internen Speicher hat Palm hingegen noch nicht angekündigt. Bluetooth 2.1 ist ebenfalls an Bord, 3G soll aber erst die nächste Generation beherrschen – die ersten Geräte sollen auch zugusten von EV-DO auf GSM verzichten und lediglich im Sprint-Netzwerk funken.
Augenfälligster Unterschied dürfte die Slider-Tastatur sein, die nach unten herausfährt. Den Akku darf der Anwender selbst wechseln, Anschluss findet das Gerät über ein Standard-Mini-USB-Kabel, über die optionale Ladestation Touchstone kann man das Telefon später kabellos über Induktion mit Strom speisen.
Den Unterschied zu den anderen Herausforderern macht Jonathan J. Rubinstein, der von 1990 bis 2006 Jobs Weggefährte war und bei Apple unter anderem die Produkt-Strategie mit beeinflusste. Er leitete die iPod-Entwicklung, „entdeckte“ die 1,8 Zoll Festplatte bei Toshiba und führte nach dem Erfolg des ersten iPods die eigens dafür gegründete Abteilung. Es überrascht also wenig, wenn Rubinstein beim Palm Pre eine Apple-ähnliche Philosophie verfolgt: Die Summe ergibt mehr als die einzelnen Teile.
Eine besondere Rolle spielt Palm Synergie, das Informationen aus unterschiedlichen Quellen sammelt und übersichtlich darstellt. So werden Kontakte von Outlook, Google und Facebook zusammengeführt, Kalender sind in Kategorie-Ebenen sortiert und eine Chat-Ansicht sammelt die Kommunikation, gleich ob sie per SMS oder Chat geführt worden ist. Das Betriebssystem verfügt über echtes Multitasking sowie eine Spotlight-ähliche Suchfunktion. Falls diese lokal keine Daten findet, schaltet sie auf eine Websuche um, derzeit allerdings nur über Google, Google Maps und Wikipedia. Als Webbrowser kommt das WebKit zur Anwendung.
Entwicklerfreundlich soll nach Herstellerangaben das auf Linux neu aufgebaute WebOS sein, das Palm als Betriebssystem einsetzt. Anwendungen programmiert man in CSS, XHTML und Javascript, was die Einstiegshürde für Entwickler niedrig hält, für aufwendige Spiele wie beim iPhone allerdings kaum geeignet ist. Noch hat der Hersteller das SDK nicht veröffentlicht, Sreenshots einer frühen Version hat Engadget nun veröffentlicht, wie auch Bilder der Hardware.
Irgendwann im ersten Halbjahr 2009 soll der Herausforderer in Amerika zu erwerben sein, der Aktienkurs des angeschlagenen Herstellers Palm schnellte nach der Vorstellung um 35 Prozent nach oben. Kritische Stimmen gibt es allerdings auch, zum als altbacken empfundenen Design beispielsweise. Wer sich gut verkaufen will, muss demnach sexy sein – das stimmt allerdings nur bedingt, bereits der alte Palm überzeugte eher durch einen gediegenen Konservatismus. Wo mit Microsofts Windows CE betriebene PDAs blinkten, musizierten und mit bunten Bildern Kunden lockten, konnte Palm noch lange mit schnödem Schwarz-Weiß und robusten Anwendungen Anwender bei der Stange halten. Nun hat Palm die Erneuerung wohl tatsächlich (fast) geschafft. Bis das Gerät – zu einem noch unbekannten Preis – auf dem Markt ist, könnte allerdings auch Apple seine Produktlinie erneuert haben, die jüngsten Gerüchte sprechen von aktualisierten iPhone-Modelle schon im April.
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