Hightech und Blech

Netzneutralität

Mobiltelefonie ohne Netzneutralität in Portugal

Daten sind Daten. Früher verdienten Telefongesellschaften an den Grundgebühren für den Anschluss, dann an den Gesprächsminuten und an verschickten SMS. Das Smartphone verlagert alle Dienste in das Internet. Daher sind jetzt Daten das knappe Gut. Aber Videos und Musik-Streaming auf allen Kanälen treibt die Kundschaft in die Drosselung. Dann sind andere Dienste wie Facebook, Instagram, Twitter und auch WhatsApp nicht mehr frei von Frustation zu nutzen.

Aus der Sicht der Telekoms ist die Lösung einfach: Streaming zählt nicht mehr auf das Datenvolumen, wenn der Kunde – je nach Trarif – einen Aufpreis zahlt.
Telekom nennt es StreamOn. Bei Vodafone ist es der Vodafone Pass, bei dem jeweils Musik, Video, Social oder Chat nicht auf das Volumen zählen. Einen gibt es kostenlos, weitere kosten jeweils fünf Euro. Video zehn Euro. Bis zum Alter von 27 gelten andere Preise.

Eingeschränkt ist zudem stets die Video-Qualität, und zwar bei Telekom und Vodafone gleich. Videoinhalten werden in mobiloptimierter Qualität übertragen. Das sind 480p.
Gedrosselt wird trotzdem, und zwar wenn das Inklusiv-Volumen mit anderen Diensten aufgebraucht ist.
Letzteres ist ein Zugeständnis an die EU-Leitlinie zur Netzneutralität.

Technisch wird die Netzneutralität gewahrt, aber inhaltlich wird sie untergraben, weil sich Diensteanbieter sowohl bei Telekom als auch bei Vodafone für die Teilnahme ihrer Apps registrieren müssen. Innovative Startups werden ausgebremst und neue Netzwerke können gar nicht entstehen, wenn die Telekoms ihre Nutzer auf etablierte Dienste abonnieren.

Außerdem ist es so ein Von-hinten-durch-die-Brust-ins-Auge-Ding. Warum müssen Mobiltelefonie und mobiles Internet so kompliziert sein? Kann man den Leuten nicht einfach mehr Daten geben? In Dänemark und Polen gibt es unbegrenzte LTE-Daten für 16 Euro pro Monat. In Finnland und Irland für unter 30 Euro. Selbst in Frankreich bekommt man 50 Gigabyte für 20 Euro [ spiegel.de ].

Und dann bleibt immer noch ein fader Beigeschmack. Die Telekoms schauen Euch beim Surfen mit dem Smartphone über die Schulter. Sie sehen nicht was ihr macht, aber was ihr macht. Denn wie sonst will man Whatsapp-Chat von Whatsapp-Sprachanruf unterscheiden. Music-Stream wird von Laden der Cover-Artwork unterschieden. Ich halte es für sehr bedenklich und einen weiteren Beleg dafür, dass die Marktteilnehmer dieses Problem nicht mit den Mitteln des Marktes werden lösen können.
Netzneutralität muss noch besser reguliert werden.

Die Liste mit den Forderungen ist lang:

Netzneutralität muss einfach besser reguliert werden.
[ Vodafone Pass, Telekom StreamOn, meo.pt ]