Shabbat Shalom. Gegen Ende der Woche verliert Elon Musk einige seiner größten Anzeigenkunden bei Twitter. Darunter befinden sich Medienunternehmen wie Sony, Comcast, Paramount, Warner und Disney sowie Lionsgate, aber auch IT-Unternehmen wie Apple und IBM.
Elon Musk bringt es eloquent auf den Punkt:
Many of the largest advertisers are the greatest oppressors of your right to free speech.
[ @elonmusk ]
Eloquent und mit einem Dreh zu viel. Will sagen: weil sie jetzt kein Geld mehr geben, schaden sie der Twitter-Plattform und unterdrücken so das Recht auf Meinungsfreiheit – vulgo: freie Rede. Zur „Freedom of Speech“ gehört aber auch, dass andere frei darin sind, für sich zu entscheiden, wo sie ihr (Anzeigen-)Geld ausgeben.
Bereits einen Monat vor dem 7. Oktober haben 164 jüdische Führungspersönlichkeiten – darunter mehr als 72 Rabbiner – mit der Website xouthate.org auf Antisemitismus, Islamophobie und Verschwörungstheorien wie die vom (geplanten) Großen Austausch auf der Twitter-Plattform hingewiesen.
Im Krieg von Israel gegen den Terror der Hamas als Reaktion auf die Massaker vom 7. Oktober und fortlaufenden Angriffen mit Raketen steigen Wahrnehmung für antisemitische Inhalte und Aufmerksamkeit gegenüber medialen Mechanismen der Radikalisierung. Beispiele für Werbeplätze von Marken wie Apple, IBM und Oracle neben Zitaten von Adolf Hitler, der Rolle der Mutter im Dritten Reich und der Relativierung des Holocausts finden sich bei mediamatters.org.
Hinzu kommen persönliche Kommentare von Elon Musk zu Migration als feindlicher Invasion beziehungsweise einer freiwilligen kulturellen Selbstaufgabe: Is the German public aware of this? (29.9)
Derartige Kommentare gefährden die Sicherheit Geflüchteter und auch jüdischen Gemeinschaften und Einrichtungen, was auch die Initiatoren von X out hate anprangern.
Und immer wieder die Erzählung vom Rassismus gegen Weiße.
Am Freitag schaltet sich das Weiße Haus mit einem Statement in die Diskussion ein:
It is unacceptable to repeat the hideous lie behind the most fatal act of Antisemitism in American history at any time, let alone one month after the deadliest day for the Jewish people since the Holocaust.
[ Andrew Bates, White House Sprecher ]
Damit scheint auch für die Europäische Kommission eine rote Linie überschritten. Laut politico.eu erhielten alle Abteilungen der Kommission eine interne Mitteilung, der zufolge auf Twitter keine weiteren Anzeigen zu schalten seien. Die EU fürchtet, ihrem Ansehen zu schaden.
[ axios.com, deadline.com, theguardian.com ]