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Nationale Email

 

Die Deutsche Telekom ist ein echter Spassvogelverein.  Anders kann man sich nicht erklären, dass ausgerechnet sie sich an die Spitze einer Initiative für Nationales Email setzen will. Die NSA-Affäre soll dem ehemaligen Staatsunternehmen offenbar als Imageaufpolierer dienen. Dabei ist die T-Com so ziemlich der einzige deutsche Provider, der sich weigert an irgendwelchen Peerings teilzunehmen, etwa am DE-CIX in Frankfurt. Das ist der grösste Peering-Punkt der Welt mit Teilnehmern nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus dem Rest Europas bis in den Balkan hinein und aus dem Nahen Osten. Als Feigenblatt-Peering haben sie einen mickrigen 1 Gigabit-Port für IPv6 only am DE-CIX.

Peering bedeutet, dass man auf neutralem Grund Daten zwischen Netzen austauscht. Der Peering-Point selbst verlangt üblicherweise eine Teilnahmegebühr, aber die Daten werden ohne weitere Berechnung zwischen den verschiedenen Anbietern transportiert.

Wenn also Email oder irgend welche anderen Daten zwischen zwei Providern in Deutschland verschickt werden, die nicht Telekom heissen, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Deutschland nie verlassen und über den DE-CIX oder einen anderen lokalen Peering-Punkt laufen sehr gross. Nationales Email ist also schon lange Realität. Nur eben nicht bei der Telekom. Die sind so dreist und verkaufen privates Peering für bessere Verbindungen ins T-Com Netz an andere Provider. Das bedeutet: Die T-Com ist der einzige Anbieter im Markt, der es versteht an seinem Traffic doppelt zu verdienen. Während jeder andere ISP bei seinen Kunden kassiert und mit dem Geld seine Verbindungen in die Welt finanziert, kassiert die T-Com bei den Kunden und bei Verbindungen zu anderen Providern. Wer da nicht mitmacht, bekommt die Telekom-Verbindung von einem der grossen Transit-Anbieter durchgereicht. Und die sind meist Amerikanische Unternehmen.

Daher kann ich nicht glauben, dass die T-Com dieses Geschäftsmodell aufgibt, nur um nationales Email umzusetzen. Sie denken sich bestimmt irgend was komisches aus, was dann mit dem Rest des Internets nicht mehr kompatibel ist und dann alle, die daran so nicht mitmachen wollen wieder zwingt, über internationale Verbindungen ihre Mails an die T-Com loszuwerden.

logo_BREMIX Der beste Schutz gegen Abhörer allgemein ist neben Verschlüsselung eine weitere Vermaschung des Netzes. Je mehr Knoten es gibt, um so wahrscheinlicher ist es, dass Traffic über einen Knoten geleitet wird, an dem NSA, BND und Konsorten eben kein Equipment stehen haben. Daher gehört in jede grössere Deutsche Stadt so ein Knotenpunkt. Dann haben wir statt Nationalem Email ein Regionales Email. Der in Bremen eröffnete BREM-IX ist der jüngste in der Liste dieser regionalen Knoten. Wünschen wir ihm, dass er wächst und gedeiht.

Nur: Peering-Punkte überall in der Republik helfen kein bisschen, wenn man Dienste wie gmail oder Yahoo! oder Hotmail nutzt, die ihren Sitz in den USA haben. Und auch Deutsche Unternehmen wie web.de und die Telekom sind nicht vertrauenswürdiger, denn auch hier kann ein Geheimdienst wie der BND Zugang verlangen, ohne dass der Endnutzer darüber informiert wird. Zumindest für Menschen, die geschäftlich Mail nutzen bedeutet das: Eigenen Mailserver betreiben, Verschlüsselung aktivieren, Finger weg von der T-Com als Zugangsprovider und trotzdem damit rechnen, dass Kommunikation per Mail einfach nicht sicher ist.

 

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