623 Kilometer, 3:55 Stunden. Mit einer Fahrzeit von weniger als vier Stunden zwischen München und Berlin möchte die Bahn dem Verkehrsmittel Flugzeug erfolgreich Konkurrenz machen. Mit der Fahrt zweier Sonderzüge und einem großen Festakt in Berlin wurde jetzt (8.12) die modernste Eisenbahnstrecke Deutschlands zwischen Berlin und München feierlich in Betrieb genommen.
Als jemand, der aus Mecklenburg-Vorpommern kommt, brauche ich auch Erfolgserlebnisse, denn wir haben mit unserem Verkehrsprojekt Deutsche Einheit im Augenblick ein paar Probleme.
[ Angela Merkel, über VDE8 und A20 ]
Geplant ist die Schnellfahrstrecke seit 1991 als Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8. Für die Bahn ein Projekt der Superlative: Auf Deutschlands größter Baustelle zwischen Nürnberg, Erfurt, Leipzig, Halle und Berlin wurden in knapp zehn Jahren für rund zehn Milliarden Euro rund 500 Kilometer Bahnstrecke neugebaut oder ausgebaut. Die Länge aller 26 Tunnel beträgt 57 Kilometer. 37 Talbrücken wurden gebaut, darunter Deutschlands längste Eisenbahnbrücke in der Saale-Elster-Aue bei Halle über 8,6 Kilometer.
Auf der Rückfahrt nach München und mit rund 200 Gästen – überwiegend Journalisten – an Bord wurde die Bahn jedoch wieder ihrem Image gerecht. Der Zug blieb auf freier Strecke liegen und fuhr insgesamt 200 Minuten Verspätung ein.
Am Sonntag (10.12), dem ersten regulären Betriebstag der neuen Schnellfahrstrecke, hatte sich ein ICE wegen eines technischen Problems stark verspätet. Der Zug musste zunächst in Nürnberg etwa 20 Minuten lang halten, durfte danach zwar weiterfahren – aber nicht auf der neuen Strecke.
Auf den Neubaustrecken fahren ICE-Sprinterzüge mit Tempo 300. Zudem wurden die Eisenbahnknoten Halle, Leipzig und Erfurt umfangreich ausgebaut. Die Fahrzeit könnte übrigens kürzer sein, wenn die neue Strecke direkter und schneller über Gera geführt worden wäre. Durch Thüringen und nicht durch Sachsen. Aber egal.
So ist es einfach nur ein weiteres gescheitertes Prestige-Projekt in Deutschland: Für viel Geld auf Spitzengeschwindigkeit getrimmt und doch zum Stillstand verdammt.
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Die Bahn hat technische Probleme mit dem European Train Control System (ETCS) von thalesgroup.com.
[ deutschebahn.com, @ Tina Wenzel, tagesschau.de, Bild: Razor ]
Die Aufnahme der neuen 623 Kilometer langen Nord-Süd-Verbindung ist alles andere als ein Schnellschuss. Seit mehr als 25 Jahren wurde geplant und gebaut, es wurden am Ende zehn Milliarden Euro investiert. Es ist fahrlässig, das alles wegen schlechter Planung aufs Spiel zu setzen. Andere Länder machen vor, wie es besser geht – die Schweiz etwa oder Japan: Die neue ICE-Schnellstrecke ist eine Blamage.
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