Motoren am Mittwoch. BMW wird ab 2019 einen komplett elektrischen Mini in Oxford montieren lassen. Ungeachtet des #brexit – dem möglichen Austritt von Großbritannien und Nordirland als Vereinigtes Königreich aus der EU – plant das Unternehmen die Produktion von elektrischen Antriebseinheiten in Deutschland und die Endmontage im Mini-Werk in Oxford.
BMW Group Plants Dingolfing and Landshut play a leading role within our global production network as the company’s global competence centre for electric mobility. Our adaptable production system is innovative and able to react rapidly to changing customer demand. If required, we can increase production of electric drivetrain motor components quickly and efficiently, in line with market developments.
[ Oliver Zipse, BMW AG Management Board member for Production, bmwgroup.com ]
Technische Details wie Reichweite und dergleichen werden noch nicht genannt. Wohl aber, dass weitere Fahrzeuge elektrifiziert werden sollen wie etwa ein neuer BMW i8 Roadster (2018), ein BMW X3 (2020) und der BMW iNEXT (2021). Nicht zu vergessen der hybride MINI Cooper S E Countryman ALL4. 2008 testete BMW den ersten Mini E.
Der Umbau der Industrie nimmt Fahrt auf:
Kehrtwende bei Volvo: Ab 2019 nur noch mit Elektromotor, auch hybrid, aber keine Diesel mehr. Zwischen 2019 und 2021 will Volvo fünf reine E-Autos auf den Markt bringen. Bis 2025 will Volvo eine Million Elektrofahrzeuge verkaufen.
Viel Reichweite für vergleichsweise wenig Geld: Mit dem Elektroauto Ampera E ist Opel endlich eine innovative Entwicklung gelungen. Ausgerechnet bei diesem Modell verpatzt der Hersteller die Markteinführung. Denn der Opel Ampera E wird mit seinem Schwestermodell Chevrolet Bolt im GM-Werk Orion nahe Detroit produziert, aber bevorzugt nach Norwegen geliefert. Dort darf man sein Elektroauto kostenlos mit Strom aus Wasserkraft aufladen.
Tesla Model 3: Tesla-Chef Musk präsentierte vor 14 Tagen das erste Serienfahrzeug des Model 3. Der ist eine Kampfansage an den Audi A4 und den BMW 3er – echte Volumen-Modelle.
Verbannte Verbrennungsmotoren
- China: Ab 2018 gibt es eine Flottenquote für Elektro-Autos und Hybride von rund acht Prozent.
- Holland: Ab 2025 soll der Verkauf von Fahrzeugen mit Benzin, Diesel und Hybrid verboten sein.
- Norwegen: Ab 2025 sollen keine neuen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden.
- Mexiko-Stadt, Paris, Athen und Madrid einigen sich bei einem Klimagipfel der Großstädte in der Climate Leadership Group [ c40.org ] auf ein Verbot von Diesel-Fahrzeugen bis 2025.
- Frankreich: Verkauf von PKW mit Verbrennungsmotor (Benzin und Diesel) ab 2040 verboten.
- England: Verkauf von Fahrzeugen (PKW und Lieferwagen) mit Verbrennungsmotor (Benzin und Diesel) ab 2040 verboten.
- Deutschland: Wir sind gegen Verbote.
Jeder soll das Verkehrsmittel wählen können, mit dem er sich fortbewegen möchte, lautet ein Standpunkt, den man in Deutschland immer wieder hört. Gemeint ist damit ein Auto, vorzugsweise ein Produkt der heimischen Industrie.
Und so führen die deutschen Autobauer ihr verzweifeltes Rückzugsgefecht. #dieselgate kostet Glaubwürdigkeit und Marktanteile:
Die Dieselaffäre ist kein Versagen einzelner Unternehmen. Sie ist das Ergebnis einer jahrelangen Kungelei deutscher Autohersteller. Audi, BMW, Daimler, Volkswagen und Porsche sprachen sich in mehr als tausend Treffen ab. Die Enttarnung eines Kartells.
[ Spiegel 30.2017 ]
Unwahrscheinlich, dass deutsche Manager sich in Deutschland vor Gericht werden verantworten müssen. Aber es ist schon interessant, dass das Autokartell enttarnt werden kann, nachdem ein in den USA verhafteter VW-Manager sind nun doch schuldig bekennen möchte, weil ein anderer inhaftierter Ingenieur als Kronzeuge kooperiert. Ihm droht eine lange Freiheitsstrafe, aber der langjährige VW-Mitarbeiter wird einen in den USA durchaus üblichen Deal eingegangen sein. Der Deal sieht so aus: Geständnis und Geheimnisverrat gegen geringere Strafe während gleichzeitig viel Geld für die Anwälte gebraucht wird. Denn in den USA muss man zunächst einmal gar nichts beweisen, sondern lediglich zwölf Geschworene überzeugen [ spiegel.de, htub.de ].
#dieselgate kostet Glaubwürdigkeit und Marktanteile – auch für den Diesel. Dabei werden die niedrigen CO2-Werte des Diesel für die Flottenverbräuche benötigt. Ohne die nötige Dieselquote drohen Strafzahlungen.
Im Jahr 2020 dürfen 95 Prozent aller neuen PKW maximal 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen – gegenüber 130 Gramm im Jahr 2015. Nach 2020 müssen dann alle Neuwagen diesen Grenzwert einhalten. Das entspricht realen Verbräuchen von 4,1 Liter Benzin oder 3,6 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Ohne den Diesel wird es nur mit Elektroautos funktionieren.
Meine Meinung: Der technische Fortschritt wird die Reichweitenangst – wie zum Teil bereits beim Opel Ampera sichtbar – überwinden. Gleichzeitig werden sich die Auto-Akkus immer schneller aufladen lassen, so dass man fast von betanken sprechen kann. Bis 2022 möchte Toyota neuartige solid-state Batterien zur Marktreife entwickelt haben. Die neue Akkumulatoren sollen sich binnen Minuten befüllen lassen.
Fazit: Die kommenden fünf Jahre werden extrem spannend. Aber schon jetzt ist klar, die automobile Zukunft wird nicht auf der deutschen Autobahn ohne Tempolimit sondern in der Akku-Technik für den chinesischen Markt entschieden. Schade, dass die angeblich so wichtige Autoindustrie von ihren eigenen Dieselabgasen so umnebelt ist.