Sonntagsfrage. Im Vorstand der Allianz-Versicherung ist längst klar, dass der Klimawandel den Kapitalismus bedroht. Als Mitglied des Vorstands der Allianz und verantwortlich für Investment Management sowie Nachhaltigkeit argumentiert Günther Thallinger, die wirtschaftliche Logik, das Risikomanagement und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit machen Klimaschutz zu einem unumkehrbaren Trend. Denn auch wenn in letzter Zeit Klimapolitik in den Hintergrund getreten zu sein scheint, da eine Reihe anderer wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Krisen die öffentliche Aufmerksamkeit beherrschen, schreitet der Klimawandel beschleunigt voran.
Im langfristigen Trend liegen die Temperaturen in Deutschland schon um 2,5 Grad über dem frühindustriellen Niveau. Das macht aus dem moderaten Risiko des Wandels ein hohes, in dem künftig mit extremen Wetterereignissen und Ernteausfällen sowie einer hohen sozialen Unsicherheit zu rechnen sein muss. Die derzeitige Politik wird zu einem globalen Temperaturanstieg zwischen 2,2 und 3,4 Grad über dem vorindustriellen Niveau führen.
Damit ist die Klimakrise auf dem besten Weg, den Kapitalismus zu zerstören, da die enormen Kosten extremer Wettereinflüsse den Finanzsektor handlungsunfähig machen. Denn ohne Versicherungen, die mancherorts bereits zurückgezogen sind, werden viele andere Finanzdienstleistungen, von Hypotheken bis hin zu Investitionen, unrentabel. Dazu werden ab 3 Grad über dem vorindustriellen Niveau die Schäden so groß, dass Regierungen nicht mehr in der Lage sein werden, Finanzhilfen zu gewähren, und dass es unmöglich sein wird, sich an viele Klimaauswirkungen anzupassen, sagte Thallinger.
Top-Manager wissen es, was Wirtschaftsexperten aller Parteien auch wissen sollten, aber wider besserer Argumentation abstreiten. Der Kapitalismus nutzt Ressourcen, bis diese erschöpft sind. In Ökosystemen, die begrenzt belastbar sind, begrenzt ihre Regeneration den Markt. Im Grundgesetz steht nicht, dass in Deutschland der Kapitalismus das Sagen haben soll.
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