Hightech und Blech

Julie McEntee, Adobe Systems, im Interview

Adobes neuer Kern Der PDF-Erfinder Adobe stellte auf der Seybold den Graphics Server vor. Dies ist erst der Anfang. Laut Julie McEntee, Director für Business Development, plant Adobe in diesem Segment noch einiges mehr.

MACup: Wie wichtig ist das Servergeschäft für Adobe?
Julie MacEntee: Websites mit vielen Bildern und Grafiken stellen zusammen mit Anwendungslogik einen Trend dar. Das ist die Domäne des Adobe Graphics Server. Schauen wir uns Retail- oder kommerzielle Websites an, die viele Bilder als Teil ihrer Marketingstrategie verwenden. Damit lockt und hält man Kunden, steigert den Umsatz und ist effizienter. Ab einer gewissen Stufe müssen sich die Anbieter jedoch zwischen komplexen oder flexiblen Grafiken und Bildern entscheiden. Es gibt also eine Menge an Einschränkungen bei der Herstellung von Websites. Der Adobe Graphics Server ist aus der Idee geboren, dynamische Bilder mit hoher Qualität zu verwenden. Es lassen sich Vorgänge automatisieren. So brauchen Firmen wie Walmart hoch- und niedrigauflösende Bilder für Print- und Online-Werbung. Diese manuell zu erzeugen, ist ineffizient.

MACup: Gilt dieser Trend für weitere Adobe-Produkte?
Julie MacEntee: Wenn Sie unsere Software-Produkte betrachten, dann können Sie sich auch vorstellen, dass sie sich automatisieren lassen. Sie sehen also den Anfang eines neuen Trends, dass wir unsere Kerntechnologien nehmen und nicht nur Anwendern, sondern auch Geschäftsanwendungen, Workflow-Anwendungen und Produktionsumgebungen zur Verfügung stellen. Ein weiterer Trend ergibt sich in Richtung Web Services. Da sieht man etwa, dass sich Software von der Plattform entfernt und als Web Service zur Verfügung steht. Das lässt sich wiederum im Kontext eines Produktions-Workflows hervorragend verwenden. In anderen Worten: Wir verwenden lediglich die Engine unserer Kerntechnologie. Wir arbeiten auch mit IBM, Oracle und SAP zusammen und verwenden deren E-Commerce-Engines als Teil ihrer Wesites.

MACup: Welche Märkte sehen Sie?
Julie MacEntee:Überall wo es Bilder gibt, machen unsere Produkte Sinn. Dazu zählen natürlich Tageszeitungen, Magazine und Kataloge. Aber auch Acrobat wird in anderen Umgebungen benutzt. So verwenden etwa öffentliche Verwaltungen oder Banken unsere Software. Unsere Akquisition einer kanadischen Software-Firma öffnet uns den Weg zu mehr Server-basierten Lösungen.

MACup: Wie adressieren Sie diese neue Kunden?
Julie MacEntee: Es ist eine Kombination von mehreren Dingen: Wir brauchen entsprechende PR-Arbeit, um zu zeigen, dass wir in diese Bereiche gehen. Wir haben aber auch Mitarbeiter, die mit entsprechenden Kunden direkt sprechen. Zusätzlich bauen wir Partnerschaften mit Systemintegratoren auf. So gibt es etwa bei der Produktion von Tageszeitungen viele zeitkritische Abläufe, die von Partnern überwacht werden müssen. Unternehmen wie IBM, SAP und Oracle hätte man sich als Adobe-Partner in der Vergangenheit nicht vorstellen können.

MACup: Wie wichtig ist SAP?
Julie MacEntee: Wir haben die SAP-Zusammenarbeit im Sommer angekündigt. Adobe PDF ist für SAP und außerhalb des SAP-Workflow-Systems sehr wichtig. In den nächsten 30 Tagen wird es weitere Ankündungen zu diesem Bereich geben. SAP ist für uns strategisch wichtig.

MACup: Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang XML? Wird nicht XML von zahlreichen Partnern als die Lösung beim Datentausch angesehen?
Julie MacEntee: Die Formulartechnologie, die wir bei der Übernahme von Accelio bekommen haben, hilft uns, Stilvorlagen mit Formularen zu verwenden. Wir können damit XML-Daten in eine PDF-Datei packen. Die Stilvorlage entscheidet dann über das Aussehen des PDF-Dokuments. Es gibt aber auch einen Trend, Content in XML zu übertragen und zu standardisieren. Was geschieht jedoch, wenn man die Daten präsentieren will? Dann hilft wiederum PDF.

MACup: Sind nicht XSLFO geeigneter für XML-Daten?
Julie MacEntee: Wir sehen PDF, XML und XSLFO als Partner. Das eine stellt eine Art Container zur Verfügung. Deshalb steht auch das P in PDF für portabel. Man kann Inhalte, Metadaten, Javascript und andere Dinge damit transportieren. All das lässt sich in einen PDF-Container packen und dann im Web präsentieren. Es handelt sich also nicht nur um ein Formular, sondern um Informationen, die sich auch in anderen Workflows verwenden lassen. Wir sehen, dass PDF in Ergänzung zu XML sehr wichtig ist.

MACup: Wird Adobe ein eigenes Netzwerk mit Systemintegratoren aufbauen?
Julie MacEntee: Neue Systemintegratoren zu gewinnen und zu halten ist sehr wichtig. In diesem Bereich müssen wir sehr gut werden. Wir fokussieren etwa auf Partner, die sich auf Kataloge und andere Gebiete spezialisiert haben. Wir haben aber auch Adobe Special Services, die wir mit Accelio übernommen haben.

MACup: Fehlt Adobe ein Asset Management System?
Julie MacEntee: Unsere Strategie ist, dass wir mit Partnern arbeiten. Wir arbeiten mit Herstellern von Electronic-Dokument-Management-, Web-Content-Management- und Digital-Asset-Managemet-Systemen zusammen.

MACup: Fokussiert Adobe erst auf den US-Markt und dann auf die anderen Märkte?
Julie MacEntee: Das hängt vom Produkt ab. Es richtet sich nach der Verfügbarkeit von Systemintegratoren und den Anforderungen der vertikalen Märkte.