Jahreshauptversammlung bei Cancom „Das Jahr 2003 hat tiefe Spuren in der europäischen, speziell in der deutschen Wirtschaftslandschaft hinterlassen“, erklärte Klaus Weinmann, Vorstandsvorsitzender von Cancom, bei der Jahreshauptversammlung in Augburg. Die Unternehmensergebnisse der ersten neun Monate waren somit alles andere als zufrieden stellend für Cancom, so dass eine grundlegende Überprüfung der Geschäftsaktivitäten erforderlich war.
Die Bilanzsumme 2003 nach US-GAAP im Vergleich zu 2002 sank um 24,2 Millionen Euro von 83,1 Millionen Euro (2002) auf 58,9 Millionen Euro (2003). Der Konzernumsatz sank von 235,7 Millionen Euro (2002) auf 192,1 Millionen Euro (2003).
„Die ersten neun Monate waren aufgrund der schwachen Konjunkturlage trotz deutlich forcierter Angebotserstellung von der Investitonszurückhaltung unserer Kunden geprägt. Zusätzlich belasten zwei Sonderfaktoren den Verkauf von Apple- und Microsoft-Produkten. So kündigte Apple Ende Juni 2003 den G5 an. Inoffiziell wusste nach Angaben von Weinmann eine breite Öffentlichkeit jedoch schon zwei bis drei Monate davor von de angesprochenen Produktneueinführung, weshalb sich die Absatzzahlen des G4 im zweiten Quartal 2003 stark rückläufig entwickelten. Zudem konnte Apple den stark nachgefragten G5 zuerst gar nicht und dann anfangs nur in geringen Stückzahlen liefern. Dies belastete sowohl Umsatz als auch Ergebnis der Cancom-Gruppe.
Ein weiterer Grund waren die Verschiebungen des Preisgefüges bei Microsoft-Produkten zu Lasten der Software-Lizenzen und zugunsten von so genannter System-Builder-Software in Folge eines BGH-Urteils und aufgrund des schwachen Dollars. Bei der in Form einzelner CD-Boxen vertriebenen System-Builder-Software handelt es sich um günstige Vollversionen von MS-Programmen, die im Gegensatz zu den üblichen und teureren Vollversionen nur in Verbindung mit Hardware verkauft werden durften. Das BGH-Urteil kippte diese Regelung und erlaubte in Deutschland in Unterschied zum gesamten Weltmarkt fortan auch den ungekoppelten Weiterverkauf der auf US-Dollarbasis abgerechnetetn System-Builder-Software. „Damit wurde gleichzeitig der von Microsoft und uns favorisierte Verkauf der nun teureren und auf Euro-Basis abgerechneten Software-Lizenzen deutlich erschwert“, so Weinmann weiter.
Reaktionen
Wegen des schlechten Geschäfts hat sich Cancom von der unprofitablen französischen Beteiligung getrennt. „Des Weiteren haben wir einen befristeten freiwilligen Gehaltsverzicht unsrer Mitarbeiter realisiert und konnten so erfreulicherweise umfangreiche Entlassungen vermeiden“, so Weinmann. Auch der Vorstand verzichtete auf Bezüge von jeweils 49.000 Euro. Zum Jahresende waren bei Cancom 422 Mitarbeiter beschäftigt.
Der Cancom-Konzern hat im Geschäftsjahr 2003 einen um discontinued Operations bereinigten Konzernumsatz von 192,1 Millionen Euro erzielt. Der bereinigte Konzernumsatz des Vorjahres hatte 235,7 Millionen Euro betragen. In Deutschland erreichte Cancom 2003 einen Umsatz in Höhe von 151,6 Millionen Euro, was einem Anteil von 78,9 Prozent am Gesamtumsatz der Cancom-Gruppe entspricht. Demzufolge ergab sich ein Auslandsumsatz in Höhe von 40,5 Millionen Euro. Erst im vierten Quartal 2003 gelang der Turnaround, der sich auch 2004 anhält. „So gelang es uns, den Konzernumsatz im ersten Quartal 2004 gegenüber dem Vorjahreszeitraum organisch um 11 Prozent von 46,6 Millionen Euro auf 51,7 Millionen Euro zu steigern“, sagte Weinmann weiter.
Apple zu PC 50:50
„Derzeit verspüren wir unter unseren Kunden eine beginnende Auflösung des Investitionsstaus.“ Cancom will sich aber nicht darauf verlassen, sondern strafft weiter die Firmenstruktur, um zusätzliche Synergieeffekte und Kosteneinsparungen realisieren zu können. So wurde am 1. Januar 2004 die Cancom business solutions auf die Cancom media solutions verschmolzen. Zudem hat Cancom im März die Beteiligung an der Tochtergesellschaft Cancom Ltd. in Großbritannien auf 100 Prozent aufgestockt.
Mit Wirkung zum 1. Juli 2004 werden die beiden Tochtergesellschaften Cancom media solutions und Tendi Deutschland unter dem Namen Cancom Deutschland zusammenschließen. So wird Cancom künftig in Deutschland nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden größter Partner von Apple und Adobe und gleichzeitig größter Open-Lizenierungspartner von Mircosoft sein. Das Verhältnis bei der Umsatzverteilung Apple zu PC ist 50:50.
Matthias J. Lange
Weiterführende Informationen
Cancom
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