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FOH war gestern

Mackie, ein Hersteller für professionelles Musikstudio-Equipment, läutet eine kleine Revolution ein. Der etwas sperrige Name „DL1608“ steht für einen volldigitalen 24Bit, 16-Kanal-Mixer mit revolutionärem iPad-Interface. Die Idee liegt eigentlich auf der Hand: Warum Hardware-Fader und Knöpfe anbauen, wenn das Ding sowieso digital arbeitet und warum das Rad in Form eines eigenen Touchpads neu erfinden, wenn es das iPad gibt. Dadurch wird ein vollausgestatteter Mixer mit bequemer Bedienung im Format eines Tischgerätes erreicht. Wer ein mal eine Flightcase mit 16-Kanal-Mixer zu einem Gig schleppen musste, wird das zu schätzen wissen. Aber Mackie gibt sich mit einer einfachen Interface-Software nicht zufrieden, denn das iPad kann wahlweise per Wifi an den Mixer angebunden werden. Und das ist wirklich der Hammer und macht das Gerät zum perfekten Mixer für Life-Gigs.

Bei einem Konzert muss der Tontechniker, der den Sound für die  grossen Boxen, die das Publikum beschallen abmischt in der selben Position sein wie das Publikum selbst. Sonst kann er nicht beurteilen, was er an den Reglern tut. Daher findet man selbst in den kleinsten Clubs mit Live-Musik ein sogenanntes FOH (Front of House), an dem der Toningenieur sitzt. Über teure Multicore-Kabel werden alle Mikrofonsignale zum Mixer im FOH geleitet und der Mixdown wieder zurück zu den Verstärkern. Doch mit dem iPad in der Hand steuert man alle Funktionen des Mixers fern und steht dabei genau da, wo man sein will. Mitten im Publikum. Ein FOH ist nicht mehr zwingend nötig. Bei grösseren Gigs wird es auch in Zukunft ein FOH geben, aber auch hier kann ein DL1608 wertvolle Dienste leisten, da man als Tonmensch beweglich wird. So kann man auch mal optimieren, wie die Zuhörer abseits der Mitte den Sound mitbekommen.

Aber Mackie bietet noch mehr. Man kann bis zu zehn iPads per Wifi anbinden. So kann man etwa Musikern Zugriff auf ihren eigenen Kanal etwa für den Monitormix geben über ein iPad auf der Bühne. Oder man kann mit zwei Kollegen gleichzeitig arbeiten, ohne sich immer in die Quere zu kommen. Wie Toningenieure diese neuen Möglichkeiten nutzen werden, wird sich zeigen. Auch, wie zuverlässig das System ist. Das ist bei Live-Konzerten wichtiger als alles andere: Was passiert, wenn das WiFi zusammenbricht? Das iPad abstürzt? Wird weiter Sound aus den Boxen erschallen? Höchstwahrscheinlich schon, da das iPad ja „nur“ eine Fernbedienung für den Mixer ist und die Signale im Mixer selbst bearbeitet werden.

Die Evolution der Soundmixer vom analogen Pult über analoge Pults mit Automation bis zu modernen, volldigitalen Pults ist also noch nicht abgeschlossen. Der konservativste Technologiezweig überhaupt (die sogenannte „Neumann-Flasche“ von 1932 gilt bis heute als Referenz für Kondensator-Mikrofone) öffnet sich der iWelt. Das alleine ist schon eine kleine Sensation. Die Flasche lässt sich übrigens auch an dem Mackie DL1608 betreiben.

Als Preis werden 1300,- Euro angepeilt. Zusammen mit einem iPad bleibt man also unter 2000,- Euro, was ein sehr guter Preis ist für so ein Gerät. Und Mackie plant die Produktpalette zu erweitern um grössere und auch kleinere Geräte.

Bleibt nur eine Frage: Da der Toningenieur jetzt aus seiner FOH-Burg raus muss und sich unters Publikum mischt, wird er sich auch mal rasieren und duschen vor einem Gig?

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