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Fake Politik vom realen Donald Trump

#twittwoch im Netz. Obama war der erste Präsident, der soziale Medien für sich nutzte. Doch seit dem Wahlkampf und dem Wahlsieg von Donald J. Trump ist einiges anders. Trump twittert sich um Kopf und Kragen und hat damit Erfolg. Der Mann kann alles posten. Diplomatische Verwerfung mit China, Medienkritik und soziale Treibjagd auf kritische Journalistinnen sowie Arbeitsanweisungen an seine ihn unterstützende Partei oder unverhohlenes Eigenlob. Alles ist möglich.

Das hat Unterhaltungswert. Nicht allen gefällt es. So fordert Martin Ganslmeier im ARD-Studio Washington: Nehmt Trump das iPhone weg!. Dabei zwitschert Trump doch mit seinem persönlichen Samsung Galaxy Note – making South Korea great again. Das liegt auch an seinem iPhone-Boykott, den er bei einer Rede vor Studenten ausrief und bei Twitter wiederholte.

Seine Mitarbeiter Dan Scavino (Social Media für Trump) oder Brad Parscale (Digital Director in der Trump Kampagne) nutzen ihr iPhone in seinem Namen.
Sie posten überwiegend Verweise auf Erfolge von Donald Trump. Er selbst hingegen bewegt sich frei. Wie etwa im Folgenden:

With all that Congress has to work on, do they really have to make the weakening of the Independent Ethics Watchdog, as unfair as it
……..may be, their number one act and priority. Focus on tax reform, healthcare and so many other things of far greater importance! #DTS
[ Donald J. Trump, @realDonaldTrump ( 1/2, 2/2 ) ]

Dieser Doppeltweet vom Dienstag (3.1) ist legendär, denn formal sprengt er Twitter. Inhaltlich ist die zusammenhängende Äußerung, die in den ersten Sitzungstag des US-Kongresses eingreift, vortrefflich analysiert von Lobo auf spiegel.de: Hilfe, wir vertrumpen!

Trump kann sich jetzt feiern lassen für das Verhindern der Abschaffung des Ethik-Komitees. Und in sechs Monaten die Abschaffung forcieren – wegen vorgeblicher Unfairness.
[ spiegel.de ]

Lobo führt den Begriff der Sofortpolitik ein. Heute so, morgen anders. Konsistenz fehlt komplett. Alles wird opportun. Sofortpolitik sei aber auch der Gegenentwurf zur Politikverdrossenheit.
Ich halte die Sofortpolitik für eine Spielart der Symbolpolitik. Das Sprechen ersetzt das Handeln. In der Diskussion werden Gesetze, Strafen, Konsequenzen und Videoüberwachung gefordert und am Ende passiert doch nichts, weil Verwaltungsgerichte bis hin zum Verfassungsgericht die Entwürfe kassieren, bevor sie ihre intendierte Wirkung entfalten können. Die Politik weckt eine Erwartungshaltung, die sie nicht einlösen kann. Oder auch post-faktische Fake-Politik:

Der Populismus und die postfaktische Politik bedingen einander. Donald Trump hat den Menschen erzählt, was sie hören wollten. Das war postfaktisch. Es wird nämlich nicht so kommen, wie sich das seine Wähler erhoffen. Dauerhaftes Wirtschaftswachstum von vier Prozent zum Beispiel – das ist utopisch. Fakt ist aber, dass der Rechtspopulismus ohne die politische Lüge nicht tragfähig ist.
[ Jürgen Trittin im Interview bei freitag.de ]

Twitter könnte sich jedenfalls gefallen in seiner neuen Rolle als Medium [buzzfeed.com ]. Denn Trump wird seine Statements zuerst auf Twitter abfeuern.

Nutzer von Twitter wünschen sich, Eierköppe und Blödmänner auszusperren, aber Jack Dorsey denkt über eine Editier-Funktion bereits veröffentlichter Tweets, eine bessere Bookmark-Funktion als das Fav-Herz und mehr Sicherheit vor verbalen Übergriffen nach [ recode.net ].

Anil Dash formuliert noch weitere Verbesserungsvorschläge für Twitter bei medium.com.

Kathy Chen war bei Twitter für greater China zuständig. Das sind China, Hongkong und Taiwan. Chen verlässt das Unternehmen nach nur acht Monaten [ recode.net ].

Sozial-Media hat auch Schattenseiten, zum Beispiel die weihnachtliche Verhaftungswelle in der Türkei:

In der Türkei sind in den vergangenen sechs Monaten 1656 Menschen wegen ihrer Beiträge in sozialen Medien in Untersuchungshaft genommen worden. Insgesamt seien gegen 3710 Verdächtige Verfahren wegen Terrorpropaganda oder anderer Straftaten in sozialen Medien eingeleitet worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Samstag unter Berufung auf das Innenministerium. Tausende weitere Fälle würden untersucht. Die Behörden rufen dazu auf, verdächtige User der Polizei zu melden.
[ faz.net ]

Daran sollte man denken, wenn man Überwachung der Sozialen Netze, Zensur auf Facebook im Kampf gegen den Terror der Fake-News sowie eine Schwächung der Verschlüsselung von Messenger-Diensten wie iChat, Whatsapp und dergleichen fordert.

Ein Forderungskatalog der CSU reagiert auf den Weihnachtsmarkt-Anschlag in Berlin. Das Papier enthält neben bereits bekannten Forderungen wie einer lückenlosen Registrierung von Flüchtlingen an den Grenzen vier Kernbotschaften: Mehr Personal und bessere Ausstattung für die Sicherheitsbehörden, zusätzliche Befugnisse bei der Strafverfolgung, einen besseren Datenaustausch zwischen EU-Staaten sowie eine Erweiterung der Datenverkehrspeicherung auf E-Mails und Kommunikationsdienste wie WhatsApp und Skype [ tagesschau.de ].

Derweil reichert Facebook seine Datensammlung zu seinen Nutzern an mit Daten, die aus anderen und auch Offline-Quellen hinzugekauft werden [ propublica.org ].

Für eine US-Einreise werden nun Social-Media-Profile abgefragt. Das ESTA-Formular für die US-Einreise fragt Ausländer nun auch nach Profilnamen auf Social Media. Datenschützer zeigen sich entsetzt, obwohl die Angabe derzeit noch freiwillig ist [ futurezone.at ].

Was kann schon passieren? Wenn man zu Unrecht im US-Terror-Gefängnis in Guantanamo auf Kuba landet, dann wird sich der nächste deutsche Präsident und derzeitige Außenminister Frank-Walter Steinmeier sicherlich verwenden und empfehlen. [ Video: youtu.be/geEVwslL-YY ]

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Eine Antwort auf Fake Politik vom realen Donald Trump

  1. Matthias 5. Januar 2017 bei 15:52 #

    http://j.mp/2iHSTeN

    Türkischer Designer Sansal landet mit Twitter im Knast. Ein bekannter türkischer Modedesigner, Aktivist und Regierungskritiker ist festgenommen worden, weil er vor dem Attentat in dem Istanbuler Nachtclub „Reina“ mit 39 Toten von Nordzypern aus Hassbotschaften in sozialen Medien verbreitet haben soll.

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