#fucking friday. Am Ende der Woche dürfte zweifelsfrei feststehen, dass Facebook ein Problem hat. Dabei ist die Datenaffäre rund um die Firma Cambridge Analytica nämlich im Kern eine Facebook-Affäre. Sie hat auch weniger mit Daten zu tun als mit der Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen. Diese Krise kann gefährlich werden für Facebook.
Facebook is faced by a crisis that is going to destroy the company. They haven’t even taken the first step of admitting there’s a problem.
[ Roger McNamee ( @Moonalice ) ]
Eine Woche nach den Enthüllungen ist noch nichts passiert. Anzeigenkunden – bis auch einzelne Ausnahmen – nutzen Facebook weiter. Die App wird sogar wieder vermehrt aus den App Stores geladen. Dabei könnte es sogar passieren, dass gar nichts passieren wird. Denn Politik tönt gerne herum, muss dann aber auch zuständig sein. Größere Probleme verlangen größere Lösungen, die schwieriger in der Abstimmung und Durchsetzung werden. Und dann ist da noch die Unschuldsvermutung, und am Ende wird Facebook beweisen können, dass Cambridge Analytica Daten hätte löschen sollen, was Facebook natürlich nicht kontrollieren kann – weil: das ist eine andere Firma und dann ist da noch der Datenschutz.
Facebook wollte nicht die Gesellschaft spalten – aber das war eine Nebenwirkung der Optimierung nur auf Engagement.
[ Tim O’Reilly ]
Diesen Spin bringt Facebook schon jetzt an – schon im Wort Datenschutz, Datenaffäre, bessere Einstellungen zur Privatsphäre. Es geht nicht um Daten. Es geht darum, dass Facebook eine Aufmerksamkeitsmaschine ist, die Engagement belohnt. Das Problem ist, dass Facebook sich hat benutzen lassen, obwohl auf der Plattform nichts zufällig ist. Gar nichts. Schriftgröße. Schriftfarbe. Schaltflächen und die Zusammensetzung im Newsfeed.
Fakenews und Demokratie
Im US-Wahlkampf hat sich Facebook bezahlen lassen. Von Hillary Clinton sogar ein bisschen mehr, weil die Werbung von Donald Trump provokanter war und mehr Engagement hervorrief, das die Nutzer länger auf der Plattform gehalten hat. Cambridge Analytica lieferte lediglich die Basisanalyse, denn die Daten aus Facebook waren ja schon älter. Cambridge Analytica lieferte aber auch die Fakenews-Kampagnen aus. Wie das am besten geht wurde 2014 in den Midterms getestet.
Wenn Facebook eine Bank wäre und die wären in krumme Geschäfte wie zum Beispiel Geldwäsche und Steuerhinterziehung verwickelt, dann wäre die Lage doch klar.
Wenn es dazu noch einen verrückten Verräter, einen Whisleblower, gäbe, dann wäre die Lage doch klar. In etwa so klar, wie im Fall von Gustl Mollath, der seine Frau 2002 wegen Schwarzgeld-Geschäften anzeigte. Bei der HypoVereinsbank in Nürnberg. Für bekannte Kunden etwa vom Schlage eines Uli Hoeneß, den sie erst später wegen Steuerhinterziehung einsperrten. Nicht so richtig. Eher so symbolisch. Dafür saß der Mollath neun Jahre in der geschlossenen Psychiatrie. Dafür klagt er jetzt auf Schadenersatz: Mollath will Millionen.
Genau, wenn Facebook eine Bank wäre, dann kann die Sache ausgehen wie bei Hoeneß, Mollath, der HypoVereinsbank und dem Aufsichtsrat vom FC Bayern und seinen Verbindungen in die Politik.
Durch die Politik wird es kompliziert, vor Gericht nicht immer besser und in der Umsetzung dann noch schlimmer. Etwa bei der Haftung für verlinkte Inhalte, dem Urheberrecht, der Störerhaftung, dem Leistungsschutzgeld gegen Google oder der jüngsten Errungenschaft der Legislative, dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz, für das wir uns bei Facebook bedanken können. Schließlich fühlte sich Facebook nicht zuständig für das, was auf der Plattform geschieht. Immer noch nicht. Durch Cambridge Analytica wird es nötig, dass Facebook Verantwortung übernimmt, und zwar für alles, was auf der Plattform geschieht. Facebook hat sich – wie die Bank in Nürnberg – benutzen lassen für schmutzige Geschäfte. Das ist traurig. So sad.
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