#mettwoch im Netz. Der russische Troll ist Symbol und Personifikation für die Allmacht der Algorithmen bei Facebook. Denn irgendwann in den letzten Jahren wandelte sich Facebook vom harmlosen Netzwerk mit Babyfotos, Hundewelpen und Geburtstagswünschen zur Medienmacht, die monatlich mehr als zwei Milliarden Menschen anzieht. Ausgestattet mit dieser Reichweite ist Facebook in der Lage, Stimmung zu machen und Stimmungen zu verstärken und dabei auch noch Geld zu verdienen, das die Akteure bei Facebook in Reichweite und Buzz investieren.
Die schiere Reichweite hat Folgen für den Journalismus. Denn bei Facebook kann jeder alles veröffentlichen. Zusätzlich belohnen Facebook und Twitter in ihren Systemen Faktoren wie populistische Beliebtheit und skalieren die Polarisierung auch noch – angeschoben durch Anzeigen-Umsatz – verteidigt vom Recht auf frei Meinungsäußerung und ohne Rücksicht auf Verluste. Das ist das Geschäftsmodell. Ein erfolgreiches Geschäftsmodell, in dem Trolle Wahlkampf manipulieren können [ 1, 2 ]. Rechte Trolle sind es in Deutschland. Russische Trolle in den USA.
Oder wie sich Rob Goldman als Gesamtanzeigenleiter bei Facebook ausdrückt:
Most of the coverage of Russian meddling involves their attempt to effect the outcome of the 2016 US election. I have seen all of the Russian ads and I can say very definitively that swaying the election was *NOT* the main goal.— Rob Goldman (@robjective) February 17, 2018
Oder wie Donald J. Trump jegliche Verantwortung von sich weist:
Obama was President up to, and beyond, the 2016 Election. So why didn’t he do something about Russian meddling?— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) February 19, 2018
Die Menschen spechen miteinander, aber sie verstehen sich nicht mehr, obwohl Facebook die Menschen verbinden möchte. Das gab es schon mal. Die babylonische Sprachverwirrung. Sie endete darin, dass das Projekt scheiterte. Nur dass es aktuell um die Grundlagen unserer Demokratie geht.
Medien und Facebook müssen den Diskurs dringend versachlichen. Trump, Brexit, AfD sind Produkte der Provokation. Dabei nutzen sie auch noch das durch Facebook verstärkte Gefühl der Ohnmacht gegenüber dem Establishment, der EU und gesellschaftlicher Errosion aus. Eine einfache Lösung wird das nicht. Sie wird Geld kosten.
Und zum Vorwurf von Trump an seinen – wie ein Trump-Anhänger sich ausdrücken würde – unfähigen Vorgänger Obama gibt es eine zweite Seite: Trump leugnet russische Einflussnahme, die Facebook jedoch im Laufe des vergangenen Jahres häppchenweise eingestand. Jetzt gibt es die Verbindungen zwischen Oleg Deripaska und Paul Manafort zu den US-Wahlen, verraten durch ein Instagram-Bild von Nastya Rybka, die die Herren begleitete – in Video bei Alexey Navalny.
Die russische Einflußnahme (auf die US-Wahlen) und die Verbindungen (von Trump) zu russischen Einflußnehmern lassen sich nicht mehr leugnen und werden auch durch Sonderermittler Robert Mueller bestätigt [ nyti.ms ].
Als es keine Einflussnahme gab, hat Obama auch nicht tätig werden müssen. Im Nachhinein das Gegenteil zu behaupten: Das kann nur Trump, denn er ist ein Produkt der Provokation.
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Und bei Twitter verbietet man den Gebrauch von mehreren koordinierten Accounts und räumt auf an der Frontlinie der Social Bots: blog.twitter.com/developer.
Stephan Goldmann wünscht sich ein von den Nutzern getragenes Netzwerk namens Campaign it, in dem journalistische Inhalte besser verteilt werden.
http://j.mp/2EXWyCD
Als Professor für Medienwissenschaft fordert Bernhard Pörksen die Utopie der redaktionellen Gesellschaft mit medienkompetenten Bürgern einerseits und andererseits die Regulierung der Sozialen Netzwerke von einem Plattformrat.
http://j.mp/2sMaSJw
Anastasia Vashukevich bietet Informationen über die Verbindungen zwischen Trump/Manfort und Oleg Deripaska und Sergei Prikhodko zum Kreml an. Allerdings ist die Frau aus Weißrussland mit Künstlernamen Nastya Rybka bei Instram gerade in Tailand inhaftiert …
http://j.mp/2FGXDfP