Hightech und Blech

Digitale Fotokameras sorgfältig auswählen

Tipps zum Kamerakauf Die Zukunft der Fotografie ist digital. Zunehmend gehen auch in Deutschland digitale Kameras über den Ladentisch, während herkömmliche Fotoapparate bleischwer in den Regalen liegen. Im diesjährigen Weihnachtsgeschäft werde wohl die Mehrheit der Käufer zu Digitalkameras greifen, prognostiziert Magnus Danneck, Referent beim Bundesverband des Deutschen Foto-Fachhandels in Köln.
Angesichts eines großen Angebots und des Eindrucks, dass vor Weihnachten beinahe jede Woche neue Kameramodelle auf den Markt geworfen werden, ist es schwer, sich für eine Kamera zu entscheiden: "Vor dem Gang in den Laden sollten Interessenten sich genau überlegen, wofür sie die Kamera einsetzen möchten", rät daher Steffen Wolf, Foto-Fachhändler in Dresden.
Das Herzstück jeder Digitalkamera ist der so genannter CCD-Chip. Dessen Oberfläche ähnelt in ihrem Aufbau den Augen! einer Fliege. Wie das Insektenauge besteht der Chip aus Millionen lichtempfindlicher Einzelsensoren. Sie wandeln das auftreffende Licht in Bilddaten um. Je mehr dieser Sensoren vorhanden sind, desto höher ist die Auflösung. Und je höher die Anzahl der Bildpunkte – auch Pixel genannt – ist, desto größer kann das Foto gedruckt werden, ohne dass das Raster der Bildpunkte sichtbar wird.
"Für viele Fotoamateure reichen Kameras mit 1,3 Millionen Bildpunkten", sagt Steffen Wolf. Damit könnten Abzüge bis zu einer Größe von 13 mal 18 Zentimetern gemacht werden. Solche Kameras gebe es schon ab 500 Mark (255,65 Euro). Wer seine Bilder selbst am PC bearbeiten möchte, dem empfiehlt Wolf allerdings eine Kamera mit mindestens zwei Millionen Bildpunkten.
Dagegen rät Michael Hußmann, Redakteur der "Computerfoto", mindestens 900 Mark (460,16 Euro) zu investieren und sich von Beginn an eine Kamera mit zwei Millionen Pixeln zuzulegen. Denn nur dann könnten etwa die Urlaubsbilder auch in guter Qualität in Postkartengröße ausgedruckt werden. "Wer nicht mehr anlegen will, sollte besser warten."
Wer großformatige Fotos in guter Auflösung genießen möchte, muss jedoch noch tiefer in die Tasche greifen: Bei etwa 1500 Mark (766,94 Euro) fangen meist die Preise für Kameras mit mehr als drei Millionen Pixeln an. Die Anzahl der Bildpunkte stehe bei solchen Kameras allerdings nicht mehr im Vordergrund, sagt Foto-Bundesverbandssprecher Danneck: Bei Modellen mit mehr als zwei Millionen Pixeln – zwei Megapixeln – sind die Lichtstärke der Objektive und die Leistungsfähigkeit des Zooms mittlerweile die entscheidenden Verkaufsargumente.
"Die Lichtstärke eines Objektives ist durch nichts zu ersetzen", sagt Redakteur Hußmann. Je geringer die Lichtstärke, desto höher sei das so genannte Rauschen des Bildes. Außerdem können Bildinformationen, die auf Grund eines "halbblinden Objektives" nie auf dem Chip ankommen, auch durch die intelligenteste elektronische Nachbearbeitung nicht auf das Foto gezaubert werden.
Das wichtigste Ausstattungsmerkmal einer Kamera ist Fachhändler Wolf zufolge das Zoom-Objektiv. Vom Kauf einer Digitalkamera mit Festbrennweite rät er daher ab. Ein gute Amateur-Digitalkamera sollte nach Ansicht von Michael Hußmann mindestens ein dreifach optisches Zoomobjektiv haben. Übertragen auf die Brennweiten einer Kleinbildkamera sei dies der Bereich von etwa 35 bis 105 Millimetern.
Viele Kameras haben neben einem optischen Zoom, bei dem die Linsen den Bildausschnitt bestimmen, noch einen digitalen Zoom: "Das können Sie vergessen, das ist Augenwischerei", lautet der Kommentar von Steffen Wolf. Ein Digitalzoom vergrößere lediglich den bereits eingefangenen Bildausschnitt. Neue Informationen würden dem Foto dadurch nicht zugefügt. Das Bild erscheine lediglich pixeliger und grobkörniger. Eine gute Einrichtung seien dagegen Bildstabilisatoren: Sie ermöglichten es auch bei langen Brennweiten, Fotos aus der Hand zu schießen.
Ein weitere Vorteil digitaler Kameras ist es, mit Hilfe eines schwenkbaren Objektives oder Displays sozusagen um die Ecke fotografieren zu können. "Ein Monitor ist gut und schön, doch er braucht Strom", sagt Steffen Wolf. Gerade im Urlaub könnten die Stromfresser zum Problem werden. Käufer sollten sich daher nach Ansicht von Michael Hußmann unbedingt Akkus und ein Ladegerät zulegen. Bei Kameras oberhalb von 1000 Mark (511,29 Euro) sollten diese mitgeliefert werden. Nickel-Metallhydrid-Akkus (Ni-MH-Akkus) halten zwar nicht so lange wie Lithium-Ionen-Akkus. Doch sie haben den Vorteil, im Notfall durch handelsübliche A 6-Batterien ersetzt werden zu können.
Ebenso sollte auf die Größe der mitgelieferten Speicherkarten geachtet werden, sagt Hußmann. Eine Speicherkarte mit einer Kapazität von 16 Megabyte (MB) sei in der Regel zu klein und biete nur Platz für wenige Bilder. Er rät deshalb, etwa 100 Mark (51,13 Euro) draufzulegen und gleich eine Speicherkarte mit mindestens 32 MB zu kaufen.
In Anbetracht der vielen Ausstattungsmerkmale der neuesten Kamerageneration empfiehlt Foto-Fachhändler Wolf seinen Kunden Zurückhaltung: "Oft ist es besser, man kauft eine ältere Kamera, als eine neue mit vielen Features, die man schließlich doch nicht braucht." (Arnd Petry, gms/dpa)

Weiterführende Informationen
Computerfoto Magazin
Bundesverband des Deutschen Foto-Fachhandels