Mafia, Molotow und Mörtel. Zehn Jahre nach dem Abriss der Esso-Häuser am Spielbudenplatz verliert der Investor das Interesse am Paloma-Viertel auf St. Pauli. Das Stadtquartier mit dem Kiez-typischen Mix aus Wohnen, Gewerbe, Hotel und Kreativnutzung, das sich optimal in die Struktur von St. Pauli einfügen sollte, wird wohl oder übel zum Wolkenkuckucksheim, spekuliert Mopo.
Im Rahmen der Gentrifizierungsdebatte rund um die Esso-Häuser gibt es massiven Widerstand gegen das Bauvorhaben, den die Stadt Hamburg und die Bayerische Hausbau als positive Herausforderung angenommen hatten. Vor zwei Jahren präzisiert ein Nachtrag den städtebaulichen Vertrag, sichert die Rückkehr des Live-Musikclubs Molotow, präzisiert die Rahmenbedingungen für den Betrieb der Dachflächen und schafft die Voraussetzung für den notariellen Vollzug des Verkaufs von Baufeld 5 an den zur Finanzbehörde gehörenden Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen.
Eine weitere gigantische Baulücke in der Hansestadt ist das sogenannte Holsten Areal, einer Fläche, die zuvor von der Holsten Brauerei genutzt wurde. Mehrere Initiativen aus dem Hamburger Westen, die sich für eine soziale und klimagerechte Stadt einsetzen, fordern für Bauprojekte eine verantwortbare Klimabilanz, ein Ende der Gentrifizierung, sowie die Förderung von gemeinwohlorientierten Projekten und nicht zuletzt eine ernsthafte Beteiligung in den Planungen.
Seit mehr als einem Jahr wurde nicht eine einzige Maßnahme ergriffen, um eine sozial- und klimaverträgliche Entwicklung des Quartiers Holsten Areal sicherzustellen, was auch dadurch erschwert wird, dass der Bauträger – Adler Group – mit rund sechs Milliarden Euro verschuldet ist und unmittelbar vor der Pleite steht. Gläubiger wollen ihr Geld sehen. Eine Gruppe von Investmentfonds will jedoch die Umstrukturierung des Immobilienkonzerns verhindern. Im Falle einer Insolvenz verliert die Stadt Hamburg ihr Vorkaufsrecht auf das Holsten Areal.
Ein drittes Projekt, das aus dem Ruder läuft, ist die Köhlbrandbrücke. Als die ersten Arbeiter am 8. Mai 1970 mit dem Bau der Querung über den Köhlbrand beginnen, ahnt kaum jemand, dass sie eines der Hamburger Wahrzeichen wird. Inzwischen sollen jedoch die Tage des mittlerweile maroden Bauwerks abgezählt sein.
Eine Untersuchung der Technischen Universität Hamburg-Harburg aus dem Jahr 2008 zeigt: Wenn weiterhin im bestehenden Rhythmus Instandsetzungsmaßnahmen durchgeführt werden, wird sich die Unterhaltung der Brücke nur noch bis etwa 2030 rechnen. Danach würde ein Neubau – unabhängig von der weiterhin gegebenen Tragfähigkeit und Verkehrssicherheit – wirtschaftlicher sein.
Allerdings gibt es Ungereimtheiten in der Stadtverwaltung und bei den beteiligten Unternehmen der Hafenwirtschaft. Hamburg Port Authority (HPA) bevorzugt einen Tunnel als Neubau, der jedoch wegen baulicher Schwierigkeiten eher mit fünf Milliarden Euro zu veranschlagen ist. Erste Planungen gingen von 3 Milliarden Euro aus. Ein anderes Gutachten, das vom Senat zurückgehalten wurde, zeigt zudem, dass ein Abriss der Köhlbrandbrücke nicht zwingend notwendig sei.
Favorisiert werden nun aber – laut NDR – auch eine neue, höhere Brücke, aber durch einen Tunnel könnten auch leere LKW fahren, wenn draußen eine steife Brise weht.
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