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Affen im Abgas

Moderne Mobilität. Zehn Affen waren in einem Labor in Albuquerque in den USA über mehrere Stunden den Abgasen eines VW Beetle mit Diesel-Motor ausgesetzt. Das war 2014 und stand am 25. Januar in der New York Times [ nyti.ms ].

Zwei Tage später kommt die Story in Deutschland an. Öffentlichkeitswirksam könnte der Termin kaum schlechter gewählt sein, wenn am Jahrestag der Befreiung des deutschen Konzentrationslagers Auschwitz in der deutschen Öffentlichkeit bekannt wird, dass der Hersteller des Kraft-durch-Freude-Wagens für den Führer zwecks Greenwashing eine Testreihe mit den Abgasen von Diesel-PKW mit Affen durchgeführt hat.

Weitere zwei Tage später atmeten auch 25 Freiwillige in einem Labor in Aachen definierte Dosierungen von Stickoxiden ein. Auch für die Autoindustrie und vom selben Institut mit dem leicht irreführenden Namen Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT). Irgendwann zwischen 2012 und 2015.

Arbeitsschutz mit Abgasbetrug

Der Menschenversuch diente jedoch dem Arbeitsschutz, stellt spektrum.de heraus. Die Affen im Abgas jedoch waren lediglich Teil einer Lobbykampagne, denn der abgasende VW Beetle mit Diesel-Motor war ein Fahrzeug mit verbotener Abschalteinrichtung.
In Albuquerque nahm man Affen, weil man sich nicht traute, die Versuche auch mit Menschen durchzuführen, nachdem die Weltgesundheitsorganisation WHO Dieselabgase als krebserregend eingestuft hatte.

VW distanzierte sich von den Versuchen und entschuldigte sich dafür – wieder einmal. Zudem wird der Generalbevollmächtigte Thomas Steg beurlaubt. Konzernchef Matthias Müller bei Volkswagen will nichts gewußt haben.
Die Daimler AG distanziert sich ebenfalls und ausdrücklich von den Studien und der EUGT [ tagesschau ].

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) forderte umfassende Aufklärung, obwohl er als Aufsichtsrat eigentlich im Bilde sein müsste. Zum Beispiel aus dem Untersuchungsausschuß zum Dieselgate, denn dort liegen die sogenannten Forschungsergebnisse der EUGT vor.

Dieselgate Drama

Durch den Abgasbetrug an Affen fügen die Auto-Bosse dem Thema Dieselgate noch ein Kapitel hinzu. Die Abgase sind giftiger als sie sein dürften. Die Abgase sind mengenmäßig größer, weil die Autos in Wirklichkeit mehr verbrauchen als auf den Messständen. Abgase, Lärm und Verkehr machen krank:

Das wissenschaftliche Team um Susan Anenberg von der Organisation Environmental Health Analytics (LLC) in Washington beziffert erstmals die Folgen der aktuellen Dieselpolitik. Ihrer Studie zur Folge sterben weltweit 107.000 Menschen jährlich an Stickoxiden und Stickdioxiden durch Abgase von Dieselfahrzeugen. Die Wissenschaftler zeigen in einer Studie, die in der „Nature“ veröffentlich wurde, dass weltweit 38.000 Menschen weniger sterben würden, wenn die Automobile die gesetzlichen Grenzwerte einhalten würden. In der EU sterben demnach 11.400 Menschen, weil die Autos in Wirklichkeit mehr verbrauchen als auf den offiziellen Messständen.
[ mdr.de ]

Die Lösungen werden einfach sein:

  • Fahrverbote für Diesel, damit der größte Dreck gar nicht mehr entsteht
  • Tempolimits, damit durch geringere Verbräuche weniger Schadstoffe ausgestoßen werden.

In Hamburg liegen die an Hauptstraßen gemessenen Werte für Luftschadstoffe wie Stickstoffdioxid (NO2) seit Jahren über den zulässigen Grenzwerten. Das Reizgas NO2 schneidet regelmäßig am schlechtesten ab: Zwischen 60 und 73 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft liegt der Jahresmittelwert für NO2 seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2002 zum Beispiel an der Station Max-Brauer-Allee. Der EU-Grenzwert gibt eine Maximalbelastung von 40 Mikrogramm vor. Nach älteren Berechnungen der Umweltbehörde ist davon auszugehen, dass an nahezu allen Hauptstraßen im innerstädtischen Bereich – also in Altona, Eimsbüttel oder Mitte – der Grenzwert überschritten wird. Auch für 2017 hat der Umweltverband Bund festgestellt, dass die NO2-Konzentrationen an den Hamburger Messstellen weiterhin zu hoch sind.
[ elbe-wochenblatt.de ]

Und für eine Mobilitätswende gibt es noch viel mehr Luft: Mikromobilität durch Leihfahrräder und kostenlosen Nahverkehr in der Innenstadt – etwa nach dem Vorbild von Melbourne in Australien. Aber die Politiker werden sich für die Industriebosse lieber zum Affen machen lassen. Das werden wir sehen.

[ Video: Esso-Werbung mit dem Tiger im Tank ]

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Eine Antwort auf Affen im Abgas

  1. Matthias 9. April 2018 bei 10:36 #

    Im Kampf gegen zu hohe Stickoxid-Werte gilt auf einem Abschnitt der Leipziger Straße in Berlin jetzt Tempo 30

    http://j.mp/2GKq9RT

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