Sonntagsfrage. Das hatte wohl keiner auf seiner Bullshit-Bingo-Karte für 2024. Am Tag, an dem Elon Musk behauptet, nur die AfD könne Deutschland retten, und der Ex-FDP-Finanzminister um ein bisschen Beachtung bettelt, brettert ein aus Saudi-Arabien stammender Mann mit seinem SUV über den Weihnachtsmarkt von Magdeburg. Wie sich herausstellt aus dem selben Motiv wie Elon Musk und Christian Lindner: er sehnt sich nach ein bisschen Beachtung.
In drei Minuten tötet Taleb al-Abdulmohsen fünf Menschen, darunter ein neunjähriges Kind, und verletzt 205 weitere. Traumatisiert und ratlos bleiben die meisten zurück. Zwei Tage braucht Robert Habeck, der im kommenden Jahr Bundeskanzler werden will, um eine erste angemessene Video-Botschaft auf Sozial-Media zu verfassen; instagram.com/p/DD4fQFtvX64.
Der Anschlag in Magdeburg am Freitagabend war monströs. Er traf Menschen, die in der Weihnachtszeit Freude und Gemeinschaft erleben wollten, mitten ins Herz. Meine Gedanken sind bei den Opfern, den Verletzten, ihren Familien und allen Trauernden.
Ebenso denke ich an die Rettungskräfte und Helfer*innen, die in einer solch schwierigen Situation alles geben, um Leben zu retten und Trost zu spenden. Ihr Einsatz verdient größten Respekt und Dankbarkeit.
Gerade in Zeiten wie diesen müssen wir uns als Gesellschaft entschieden gegen Hass und Gewalt stellen. Extremismus jeder Art zielt darauf ab, unsere Gemeinschaft zu spalten und die Grundlagen unseres friedlichen Zusammenlebens zu zerstören. Weihnachten erinnert uns daran, dass Mitmenschlichkeit und Zusammenhalt die stärksten Kräfte sind, um dem Hass zu widerstehen und ein friedliches Miteinander zu bewahren.
[ Robert Habeck ]
Keine drei Stunden braucht Polizeigewerkschafter Rainer Wendt für seine Forderung nach Vorratsdatenspeicherung für die Polizei. Das Problem: der Polizei war der Arzt aus Saudi-Arabien bekannt. Konkret lag sogar eine Warnung des Geheimdienstes beim BND vor. Die Polizei hatte die Daten, die sie gerne hätte. Jetzt ein Mehr an Daten zu fordern soll lediglich die Hilflosigkeit überspielen und ablenken vom Verwaltungsversagen der Innenbehörden bis in die Polizeidienststellen vor Ort.
Abdulmohsen bezeichnet sich selbst als ehemaligen Muslim und war ein aktiver Nutzer von X. Er teilte täglich Dutzende von Beiträgen, die sich hauptsächlich mit islamfeindlichen Themen befassten, die Religion kritisierten und ehemalige Muslime beglückwünschten, die sie verlassen hatten.
Erst im August schrieb er in den sozialen Medien: „Is there a path to justice in Germany without blowing up a German embassy or randomly slaughtering German citizens? … If anyone knows it, please let me know.“ Außerdem schrieb er auf X, dass er sich wünschte, dass die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel lebenslänglich eingesperrt oder hingerichtet werden könnte.
Bereits 2013 wurde er von einem Gericht in der Stadt Rostock wegen „Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten“ zu einer Geldstrafe verurteilt. In diesem Jahr wurde gegen ihn in Berlin wegen „Missbrauchs von Notrufen“ ermittelt, nachdem er sich auf einer Polizeiwache heftig mit Beamten gestritten hatte, wie lokale Medien berichteten. Seit Oktober war er an seinem Arbeitsplatz, einer Suchtklinik bei Magdeburg, krankgeschrieben.
Mina Ahadi, die Vorsitzende einer Vereinigung ehemaliger Muslime in Deutschland, sagte einer Tageszeitung, Abdulmohsen sei „kein Fremder für uns, denn er terrorisiert uns seit Jahren“. Sie bezeichnete ihn als „Psychopathen, der rechtsradikalen Verschwörungsideologien anhängt“.
Nun denn: Taleb al-Abdulmohsen erweitert den rechten Terror nach Oktoberfest, OEZ und NSU sowie Rostock-Lichtenhagen um die neue Geschmacksrichtung saudischer Ex-Muslim, der angesichts einer drohenden Islamisierung sich nicht anders zu helfen weiß, als mit einem Weihnachtsmarkt ein Symbol deutscher Leitkultur anzugreifen und wahllos, wehrlose Menschen zu töten. Bonuspunkte für das Tatwerkzeug, ein BMW SUV mit kraftvollem Auftritt.
Alles, was wir hören, ist eine Meinung, nicht ein Faktum.
Alles, was wir sehen, ist eine Perspektive, nicht die die Wahrheit.
[ Marcus Aurelius ]
Zu allem Überfluss wird Alice Weidel (AfD) morgen (23.12) in Magdeburg auftreten und gegen Ausländer wettern und die Tat instrumentalisieren. Vielleicht hört ja auch der Verfassungsschutz zu für die Einstufung der AfD als rechtsextremistische Bedrohung unserer Demokratie. Vielleicht auch nicht, aber sicherlich werden die Erkenntnisse nicht weitergegeben. Weil: Neuwahlen im Februar 2025.
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