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Linksverkehr in England

Kreisverkehr in Edinburgh

So klappt es mit dem Linksverkehr. In der vergangenen Woche war ich in Schottland und dort mit einem Leihwagen, einem Vauxhall Astra, unterwegs. Meine Erfahrungen und Beobachtungen möchte ich kurz schildern. Vielleicht hilft es, beim Fahren im Linksverkehr. Gefahren wird auf den britischen Inseln bekanntlich auf der linken Seite. Selbst wenn man nur den Rechtsverkehr gewohnt ist, kann man sich jedoch schnell daran gewöhnen. Allerdings sollte man sich stets auf das Fahren konzentrieren, denn sonst findet man sich schnell wieder auf der falschen Straßenseite oder im Graben.

Vauxhall Dashboard

Linksverkehr beginnt beim Einsteigen auf der rechten Seite. Dort befindet sich das Lenkrad. Zunächst einmal macht man sich mit den Bedienelementen vertraut und stellt die Spiegel richtig ein:

  1. Scheibenwischer, Blinker und Lichtschalter haben oft eigene Hebel, Schalter oder Drehköpfe. Der Fahrtrichtungsanzeiger sollte sich aber links an der Lenkersäule befinden.
  2. Unverändert befindet sich das Zündschloss rechts vom Lenkrad an der Lenkersäule. Mir gefällt diese Position beim Rechtslenker besser als beim Linkslenker.
  3. Unverändert sind auch die Pedale: Links die Kupplung und in der Mitte das Bremspedal. Gas ganz rechts.
  4. Unverändert ist auch die Gangschaltung in der Mittelsäule, außer – und das ist die größte Umstellung – geschaltet wird mit der linken Hand.

Der erste Gang befindet sich oben links. Während man es gewohnt ist, den Ganghebel mit der rechten Hand zu sich ranzuziehen und den ersten Gang einzulegen, muss man nun den Hebel mit der linken Hand von sich wegdrücken, um den ersten Gang anzulegen. Anfahren erfordert ein bisschen Konzentration. Erster Gang? Handbremse? Schulterblick?
Rückwärts fahren und einparken und auch so eine Sache für sich, weil man den Kopf nach links dreht, um auf der linken Seite die Abstände einzuhalten.

Zu weit links sollte man auch nicht fahren, denn oft sind die Seitenstreifen nicht befestigt. Innerorts parken andere Autos an der linken Seiten, sofern es nicht durch eine doppelte gelbe Linie am Seitenstreifen untersagt ist. Links gibt es zudem vor Temposchildern einengende Bordsteine, die man nicht mit der linken Seite erfassen möchte.

An jeder Einmündung muss man besonders aufpassen. Die anderen fahren alle links, sprich: Sie kommen von rechts, wenn man links abbiegen möchte. Nach links schaut man natürlich auch, denn ein dort Fahrender könnte gerade auf der linken Spur überholt werden. Möchte man nach rechts einfahren, muss die Straße frei sein. Es ist besser, sich die Zeit zu nehmen, die man braucht. Im falschen Gang anzufahren, kann den Wagen abwürgen und dann steht man als Hindernis quer auf der Straße. Nach dem Abbiegen fährt man logischerweise auf der linken Seite weiter. Das gilt im Besonderen für das Rechtsabbiegen von einem Rechtsabbieger-Streifen.

Trotzdem spielt dem routinierten Fahrer das Unterbewusstsein hin und wieder einen Streich. Manchmal kann es helfen, dass keine anderen Fahrzeuge unterwegs sind. Anfänglich kann es auch gut sein, einfach hinter jemanden zu fahren, um sich an die neuen Perspektiven im Verkehrsraum zu gewöhnen.

Kreisverkehr ist hingegen im Linksverkehr besonders praktisch. Einfache Regel: Der Kreis hat Vorfahrt. Gefahren wird im Roundabout im Uhrzeigersinn. Baulich sind die Kreisverkehre alle so, dass man quasi gar nicht falsch einfahren kann. Wie bei uns zeigt man durch Blinken an, wann man den Kreisverkehr verlassen möchte. In der Anfahrt auf größere Städte sind die Kreisverkehre mehrspurig. Möchte man den Kreisverkehr später verlassen, ordnet man sich bei der Einfahrt weiter rechts ein. Oft sind die abzweigenden Verbindungen vor dem Kreisverkehr auf den Straßen markiert. Hat man seine Ausfahrt verpasst, dann bleibt man im Kreis und dreht eine Ehrenrunde. Das ist nichts Schlimmes. Das kann man in Deutschland auch machen.
An Punkten mit großem Verkehrsaufkommen haben die Kreisverkehre dann Ampeln. Das macht es dann wieder etwas einfacher, eine freie Spur zu finden.

Bevor es auf die Autobahn geht, beantworten wir die Frage, wie schnell man eigentlich fahren darf. Großbritannien hat ein Tempolimit von 70 Meilen pro Stunde für die Motorways. Das sind recht gemütliche 112 km/h. Auf dem Papier ist es nur unwesentlich schneller als die 60 Miles, die auf Landstraßen erlaubt sind. Bei baulicher Trennung und zwei Fahrspuren darf man auch hier bis auf 70 beschleunigen. Innerorts gelten 30 Miles. Das sind knapp 50 km/h. Innerorts ist es, wenn ein Ortsschild und Straßenlaternen stehen.
Allerdings gibt es viele Tempobegrenzungen. Außerorts und auf dem Motorway stehen oft 50er-Schilder. Vor Ortschaften und an Einmündungen oder Kreisverkehren wird das Tempo auf 40 Miles gedrosselt. Vor Schulen und Kindergärten gelten oftmals und im Bedarfsfall 20 Miles, was in etwa unserer 30-Zone entspricht, die es in Städten ebenfalls gibt.

Vauxhall Astra

Mein Leihwagen hatte einen Tempomaten, mit dem sich die Geschwindigkeit begrenzen läßt. Das kann helfen, auf der Autobahn entspannt zu cruisen oder innerorts das Limit von 30 Meilen einzuhalten. Ich konnte beobachten, dass im Spreckgürtel von Edinburgh penible Kontrollen stattfinden. Auch ohne die Tempo-Limits sind die zulässigen Geschwindigkeiten oftmals zu schnell für Streckenführung, Straßenbelag und Witterung in beliebiger Kombination und einzeln.

Auf engen Landstraßen, den sogenannten Single-Track-Roads, gibt es – wo möglich – Ausweichbuchten, an denen man sich begegnen kann. Es weicht der aus, auf dessen Seite sich die Bucht befindet. Und damit der Entgegenkommende das kann, hält man selbst vor dem Passing Place. Üblich ist es zudem, sich mit Handzeichen zu bedanken und zu verständigen. Auf den engen Straßen fährt man nicht 50 oder 60 sondern so, dass man auf halber Sichtweite anhalten kann, wenn man sich vorbeilassen muss.

Beim Fahren im Dunkeln ist mir aufgefallen, dass es reflektierende Nägel auf dem Mittelstreifen gibt. Wie ein weißes Band zieht sich dann die Straße vor einem durch die Nacht. Das ist extrem hilfreich. Denn Pfosten oder Beleuchtung sind spärlich gesetzt. Auf dem Motorway markieren weiße Nägel die Fahrstreifen. Rechts reflektieren die Nägel rot, während Ausfahrten grün zurückstrahlen. Einmündungen sind auch grün, was verwirrt, weil man meinen könnte, dort auszufahren. Ich würde Einmündungen auf Schnellstraßen für die Nacht weiß markieren.

Fazit: Linksverkehr ist möglich. Es macht sogar Spaß, und zwar liegt das daran, dass die anderen Verkehrsteilnehmer umsichtig und fair fahren. Hupen und Drängeln sind echt die Ausnahme. Allerdings musst man stets konzentriert bleiben und auf den linken Fahrbahnrand achten.

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